Justizministerin Alma Zadić (Grüne) kritisiert ihren Regierungskollegen Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) für die verzögerte Lieferung von Mails und anderen Unterlagen an den Ibiza-Untersuchungsausschuss. "Das hätte viel früher passieren müssen", so Zadić im Ö1-Mittagsjournal in Richtung Blümels, gegen den ja der Verfassungsgerichtshof diese Woche die Exekution durch den Bundespräsidenten beantragt hatte. "Die Verfassung gilt für uns alle, wir kennen sie auch alle", so die promovierte Juristin.
In anderer Sache reagiert Zadić auf Kritik am eigenen Haus: Abermals verspricht die Justizministerin eine Änderung des sogenannten Razzia-Paragraphen, demzufolge eine Beschlagnahmung von Unterlagen und Datenträgern bei Behörden künftig nur mehr auf dem Weg eines Amtshilfeverfahrens möglich sein soll. "Der Paragraph wird von mir geändert". Die Regelung hatte bei Experten und Standesvertretern für Kritik gesorgt.
Opposition: "Das ist das absolute Minimum"
Diese Ankündigung ist SPÖ-Justizsprecherin Selma Yildirim zu wenig. Sie fordert, dass die überarbeitete Version jedenfalls noch einmal zur Begutachtung vorgelegt werden muss. Korruptionsbekämpfung sei ein wesentliches Element der Rechtsstaatlichkeit und zu wichtig, "um im Hinterkammerl still und leise an ihr zu schrauben", so Yildirim.
Dass das von der ÖVP gewollte Razzia-Verbot nicht kommt, ist für Neos-Justizsprecher Johannes Margreiter das "absolute Minimum". Die Ansagen der Ministerin zum Thema Reform der Korruptionsermittlungen seien aber "wenig konkret". Gleichzeitig verweist Margreiter auf weitere offene Baustellen im Justizbereich wie etwa die grundlegende Reform des Maßnahmenvollzugs.
Für FPÖ-Justizsprecher Harald Stefan zeigt sich gerade vor dem Hintergrund der verweigerten Aktenherausgabe von Finanzminister Blümel ganz klar, worauf der ursprüngliche Vorstoß eigentlich abgezielt hat - "nämlich auf die totale Behinderung der Korruptionsbekämpfung und der Kontrolle über die herausgegebenen Informationen", so Stefan. Erstaunlich sei, wie man überhaupt einen derartigen Vorschlag veröffentlichen kann. "Wurden hier etwa die Grünen von der ÖVP über den Tisch gezogen, während die Justizministerin in ihrer Babypause war", fragte der Freiheitliche.
Arbeitsgruppe Bundesstaatsanwalt startet
Im Zusammenhang mit dem Vorhaben, einen Bundesstaatsanwalt als Spitze der Weisungskette zu implementieren, soll ein Arbeitsgruppe in Bälde ihre Arbeit aufnehmen. Nächste Woche sollen Einladungen verschickt werden, so Zadić, die eine "umfassende Reform der Justiz" anstrebt. Es gehe darum, die Weisungsspitze zu entpolitisieren.
Die Arbeitsgruppe soll nicht nur den Bestellvorgang sondern auch die Kontrollmechanismen klären. Bei der Bestelldauer werde ein längerer Zeitraum notwendig sein, so Zadić. Beispielsweise würde eine über die Legislaturperiode hinausgehende Amtszeit eine gewisse Unabhängigkeit sichern. Wie lange konkret, soll die Arbeitsgruppe erarbeiten. Man habe mit verschiedensten Experten und Standesvertretern "breit eingeladen", betonte Zadic. Die Gruppe werde monatlich tagen, die Zwischenergebnisse sollen veröffentlicht werden, stellte sie in Aussicht.