Warum schaltet Niederösterreich kommende Woche Impftermine für alle frei?
Bis 10. Mai werden stufenweise alle niederösterreichischen Hauptwohnsitzer zur Anmeldung für einen Impftermin via impfung.at freigeschaltet. Das Land rechnet damit, in den kommenden Wochen so viel Impfstoff zu erhalten, dass praktisch alle impfwilligen Erwachsenen einen Termin bekommen. Im Büro des zuständigen Landeshauptfraustellvertreters Stephan Pernkopf (ÖVP) ist die Rede von rund 320.000 Terminen, die freigeschaltet werden.
Ist das nur eine Warteliste oder eine echte Anmeldung?
Das ist eine echte Anmeldung; wer sich ab Montag (Personen ab dem 50. Lebensjahr), Mittwoch (ab 40), ab Freitag (ab 30) bzw ab 10. Mai (alle ab 16) meldet, kann bereits konkrete Termine und Orte für Erst- und Zweitimpfung aussuchen. Zur Wahl stehen Ärzte und öffentliche Impfzentren, Termine stehen bis Ende Juni zur Verfügung.
"Die Termine je Altersgruppe werden immer zwei Tage exklusiv für alle in dieser Gruppe buchbar sein, man kann natürlich aber auch danach buchen (jemand im Alter von 52 Jahren kann sich z. B. natürlich auch bei 30+ anmelden usw.)", heißt es seitens des niederösterreichischen Impfmanagements zur Kleinen Zeitung. "Wir werden aber immer wieder neue frühere Termine zur Verfügung stellen, sodass auch frühere Impfungen bei späterer Buchung möglich sind."
Gibt es noch eine weitere Priorisierung, etwa nach Berufsgruppen?
Nein, die einzigen Kriterien sind Hauptwohnsitz und Altersgruppe, Termine werden nach dem "First come"-Prinzip vergeben. Einen Vorrang etwa für Berufe mit viel Kundenkontakt wird es darüber hinaus nicht mehr geben – in Pernkopfs Büro begründet man das damit, dass nun ohnehin so viele Termine anstünden, dass jeder bald drankomme – und damit, dass es einen enormen Verwaltungsaufwand bräuchte, Fragen wie Berufsgruppen oder Betreuungspflichten nachzuweisen.
"Per Verordnung ist der Impfplan das gültige Dokument und sieht eben die Priorisierung nach Alter vor", heißt es vom Impfmanagement – die Priorisierung sei nur für Zeiten eingeschränkter Impfstoff-Verfügbarkeit gedacht, "nachdem aber in den nächsten beiden Monaten ausreichend Impfstoff für alle Personen zur Verfügung steht, kann jeder, der geimpft werden will, gleich einen Termin fixieren."
Bekommt Niederösterreich mehr Impfstoff als die anderen Länder?
Nein, die Impfstoffe werden innerhalb Österreichs nach Pro-Kopf-Quote verteilt. Niederösterreich hat zwar einen kleinen "Bonus" dadurch, dass bisher rund 36.000 Niederösterreicher, die in Wien in Prioritätsberufen arbeiten (Ärzte und Lehrer beispielsweise) dort geimpft worden sind (umgekehrt etwa 10.000 Wiener in Niederösterreich), aber die Verteilung läuft gleich wie in den anderen Ländern.
Kommen Niederösterreicher also schneller zur Impfung?
Das kommt darauf an, wie die anderen Bundesländer mit ihren Prioritäten umgehen. Entscheiden sie etwa, weiter nach Berufs- oder anderen Prioritätsgruppen zu differenzieren, kann es durchaus sein, dass ein 40-jähriger Niederösterreicher schneller geimpft wird als ein Altersgenosse anderswo, wenn dort dafür Kontingente für Friseure oder Supermarktkassiere reserviert werden. Klar ist aber: Durch die breite Freischaltung der Anmeldung werden die impfwilligen Niederösterreicher bis 10. Mai wissen, wann und wo sie geimpft werden – was beispielsweise die Urlaubsplanung für den Sommer viel leichter machen sollte.
Georg Renner