Die Würfel sind gefallen. Am 26. September wählt Oberösterreich einen neuen Landtag. Es sind die einzigen Wahlen von bundesweitem Interesse im heurigen Jahr. 2022 stellt sich ‒ sehr wahrscheinlich ‒ Alexander Van der Bellen der Wiederwahl, erst 2023 nehmen die Wahlen wieder an Fahrt auf, mit Terminen in Kärnten, Niederösterreich, Salzburg, Tirol. Aus heutiger Warte sieht es ganz so aus, dass sich Peter Kaiser, Günther Platter, Johanna Mikl-Leitner der Wiederwahl stellen. Sollte Van der Bellen 2022 nicht mehr antreten, könnte Wilfried Haslauer für das höchste Amt im Staat kandidieren.
Die Ausgangslage für die Wahlen in Oberösterreich ist für die ÖVP eine günstige, für die FPÖ eine ungünstige. Die letzten Wahlen gingen in der Hochphase der Flüchtlingskrise im Herbst 2015 über die Bühne, die ÖVP unter Josef Pühringer sackte um minus zehn Prozent auf 36,4 Prozent ab, die FPÖ verdoppelte ihren Stimmenanteil von 15 auf 30,3 Prozent. Die SPÖ verlor sechs Prozent, die Grünen unter dem damaligen Spitzenkandidaten Rudolf Anschober erzielten ein Plus von 1,1 Prozent und kamen auf 10,3 Prozent ‒ übrigens das erste Mal, dass die Grünen in Oberösterreich zweistellig wurden.
Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen, dass ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer bei seinem ersten Antreten ein deutliches Plus einfahren wird und dass Haimbuchner, der gerade von einer schweren Corona-Erkrankung genesen ist und innerparteilich dem Flügel um Norbert Hofer zuzurechnen ist, deutliche Verluste hinnehmen muss. Mehr als 30 Prozent zu erlangen in einer Zeit, wo die Flüchtlingsfrage in den Hintergrund gerückt ist, ist für das dritte Lager außer Reichweite.
Vom Wahlergebnis wird abhängen, ob die ÖVP ihre Koalition mit der FPÖ fortsetzt oder vielleicht doch mit den Grünen unter Anschober-Nachfolger Stefan Kaineder zusammengeht. Kaineder hat durchaus die Chance, ein besseres Ergebnis einzufahren, als es Anschober je gelungen war, der zweimal auf neun Prozent und zuletzt eben auf etwas mehr als zehn Prozent der Stimmen kam. Eine Wiederauflage der Großen Koalition erscheint äußerst unwahrscheinlich ‒ auch deshalb, weil die einst mächtige, sehr stolze, in den Arbeiterzirkeln fest verankerte oberösterreichische SPÖ nicht aus der Selbstlähmung herausfindet.