Die Modellregion ist zum Hotspot geworden. Sechs Wochen, nachdem Kultur und Gastronomie in Vorarlberg geöffnet wurden, steht das Ländle an der Spitze der Infektionszahlen – als einziges Bundesland mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 200. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) sieht mehrere Gründe für die steigenden Infektionszahlen, die Öffnungen selbst sind keiner davon: "Der größere Teil geht auf die britische Mutation zurück", sagt Wallner am Montagabend im Interview mit der Zeit im Bild 2. Diese sei bei den Öffnungen im März in Vorarlberg noch selten aufgetreten. "Die Öffnungen haben kaum Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen", sagt Wallner.
Wallner beruft sich dabei auf Informationen der AGES, die den Entscheidungen in Vorarlberg eine wissenschaftliche Grundlage liefern soll. Demnach würden durch die Öffnungen viel mehr Menschen getestet werden, außerdem seien erste Effekte der Impfung bemerkbar, weshalb die Intensivstationen nicht so stark belegt sind, wie es die Infektionszahlen nahelegen würden: "Der starre Blick auf die Inzidenz ist zu wenig."
Hotspot Bregenzerwald
Sorgen bereitet ihm jedoch der Bregenzerwald. Dort haben sich in den vergangenen Tagen mehrere Cluster gebildet. Der Bezirk Bregenz ist mittlerweile jener mit der dritthöchsten Sieben-Tage-Inzidenz im Land, weshalb nun verschärfte Maßnahmen gelten. An einigen öffentlichen Plätzen herrscht etwa Test- und Maskenpflicht, die Oberstufen wurden wieder in den Fernunterricht geschickt.
Aber auch da sieht Wallner die Ursache bei "ein paar privaten Feiern" und nicht bei den Öffnungen. Im Gegenteil: "Die Gastronomie ist ein kontrollierter Raum. Ich plädiere dafür, dass man strenge Zutrittstests verlangt und streng kontrolliert", sagt der Landeshauptmann. Deshalb könne man auch die Sperrstunde nach hinten verlegen, damit die Treffen nach einer frühen Sperrstunde nicht ins Private verlagert werden.
Peter Schöggl