Es sind die Momente, die jeder Pfleger, der auf einer Covid-Intensivstation arbeitet, fürchtet. „Meistens geht es ganz schnell“, erzählt der 25-jährige Diplompfleger, der in einem Wiener Gemeindespital arbeitet. „Innerhalb weniger Stunden verschlechtert sich der Zustand so rapid, dass man den Patienten in einen künstlichen Tiefschlaf versetzen und intubieren muss.“ Diesem Schritt geht im Regelfall ein Gespräch mit dem Patienten voraus, das an Dramatik kaum zu überbieten ist.
Telefonat mit den Angehörigen
„Die Leute haben natürlich panische Angst“, berichtet der junge engagierte Pfleger, "fragen, ob das denn wirklich nötig sei, wollen wissen, ob sie je aus dem Tiefschlaf wiedererwachen werden, bitten, dass sie mit dem Partner noch einmal telefonieren können". Letzte Woche traf es einen 50-Jährigen, der seine Frau sprechen wollte. „Wir haben die Ehefrau via Facetime angerufen. Sie war den Tränen nahe und wollte verzweifelt wissen, ob er das überstehen wird.“ Oder eine 39-jährige Mutter, die etwas übergewichtig war, aber keine Vorerkrankungen hatte und dann mit ihrem Mann telefoniert hat, der mit den beiden kleinen Kinder zu Hause war. „Sie hatte schreckliche Angst. Weil er in Quarantäne war, konnte er nicht einmal zu ihr.“
Was ihn, den Pfleger so erschüttert: „Das sind alles Leute, die mitten im Leben, im Beruf stehen und dann plötzlich hier liegen.“ Im Herbst waren es noch ältere Menschen, die Durchimpfung der Älteren wie auch der Vormarsch der britischen Mutation habe die Ausgangssituation geändert. Heute sind die Patienten jünger, erkranken schneller und schwerer und liegen länger auf der Intensivstation. Der jüngste Tote war 25.
"Das geht alles nur im Team"
Dass Wien an seine Kapazitätsgrenzen stößt, weiß der junge Diplompfleger aus einem seiner letzten Nachtdienste. „Als ich den Dienst begann, hieß es, dass es nur zwei freie Covid-Intensivbetten in Wien gibt. Zum Glück wurde nur eines in der Nacht gebraucht.“ Der Dienst setze ihm nicht nur psychisch, sondern auch physisch zu - nicht nur wegen der Schutzkleidung, die permanent zu tragen ist. Um einen Patienten, der an allen möglichen Geräten hängt, auf den Bauch zu legen, bedarf es eines Arztes und vier bis fünf Pflegern. „Das geht alles nur im Team.“
Knappheit bei Herz-Lungen-Maschinen
Nahezu komplett ausgelastet sind derzeit auch die Herz-Lungen-Maschinen, die aber nicht alle in Betrieb sein können. Eine stehe bereit, sollte eine andere, die gerade an einem Patienten hängt, ausfallen. Eine zweite sei als Reserve für einen neuen Notfall gedacht.
Beide Eltern verstorben
Wie teuflisch das Virus ist, zeige ein anderer dramatischer Fall. Ein 25-Jähriger, der positiv war, fuhr heim und steckte seine Eltern an. Beide kamen auf die Intensivstation und verstarben an den Folgen von Corona.