Caritas-Präsident Michael Landau zeigt sich im Ö1-Gespräch im Wirtschaftsmagazin "Saldo" irritiert angesichts der zuletzt aufgetauchten Chatnachrichten des Bundeskanzlers mit engen Mitstreitern, aus denen hervorging, dass die Kirche massiv unter Druck gesetzt wurde. Dafür verlangt Landau ebenso eine öffentliche Entschuldigung wie bei den Wählerinnen und Wählern angesichts der Jobverteilung in Spitzenpositionen.

Rekordarbeitslosigkeit

Die Coronapandemie war auch eine Art Elchtest für die Caritas, sagt Michael Landau, Präsident der mit 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und zehntausenden ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern größten Hilfsorganisation im Land. Jetzt müsse mit aller Kraft die Rekordarbeitslosigkeit mit Rekordverantwortung bekämpft werden. "Dass wir in Zeiten einer dramatisch hohen Arbeitslosigkeit tatsächlich darüber diskutieren müssen, wie einige wenige in höchste Ämter in der Republik gekommen sind während Hunderttausende Menschen arbeitslos und verzweifelt sind. Das ist schon ein Stück weit fatal, weil es ganz dringend um das Vertrauen in den Staat geht."

SMS "irritierend"

Die Caritas sei weder rot, schwarz, türkis oder pink. "Wir sind eine Hilfsorganisation."  Der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, sagte, dass er sich an keinen vergleichbaren Termin erinnern kann. Laut Landau habe sich der Kanzler persönlich bei Schipka entschuldigt. Er "fände es eine Frage des guten Stils" eine solche Entschuldigung auch öffentlich den Bürgern gegenüber zu machen.

Die Chat-Protokolle im Detail

Die Chat-Protokolle von ÖBAG-Chef Thomas Schmid geben Einblick in den Umgang der ÖVP-FPÖ-Regierung mit Religionsgemeinschaften. Dokumentiert wird im der APA vorliegenden Aktenvermerk ein berufliches Treffen Schmids als Generalsekretär im Finanzministerium mit seinem Gegenüber in der katholischen Bischofskonferenz, Peter Schipka. Es ging um die Abschaffung von Steuerprivilegien. "Ja super. Bitte Vollgas geben", schrieb Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im Vorfeld an Schmid.

Im Rahmen eines "Steuerprivilegien-Checks" sollte auch "die Kirche massiv hinterfragt" werden, wie Schmid im Vorfeld des Treffens im März 2019 schrieb. Noch am selben Tag berichtete Schmid dem Kanzler über den Verlauf des Gesprächs mit der Bischofskonferenz: "Also Schipka war fertig!" Schmid hatte diesem über die Pläne zur Streichung von Steuerprivilegien und Kürzung von Förderungen berichtet - "und bei Kultus und Denkmalpflege wesentliche Beiträge Heimopfergesetz werden wir deckeln", heißt es in der Nachricht an Kurz.

"Rot und blass und dann zittrig"

Schipkas Reaktion laut Schmid: "Er war zunächst rot dann blass dann zittrig. Er bot mir Schnaps an den ich in der Fastenzeit ablehnte weil Fastenzeit. Waren aber freundlich und sachlich." Der Kanzler bedankte sich bei Schmid für das Gespräch mit der Bischofskonferenz: "Super danke vielmals!!!! Du Aufsichtsratssammler :)" Schipka selbst bestätigte gegenüber dem Nachrichtenmagazin "profil", das am Montag ebenfalls über den Chat berichtete, das Treffen. Ihm sei mitgeteilt worden, dass man im Zuge der Steuerreform verschiedene Verbindungen zwischen Staat und anerkannten Kirchen prüfe. Ob er tatsächlich - wie im Chat berichtet - die Gesichtsfarbe gewechselt habe? "Das ist die Interpretation des Herrn Schmid, was soll ich dazu sagen."