Am Palmsonntag war der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn in der ORF-Pressestunde. Den Stab über die Corona-Leugner wollte er dort nicht brechen: "Man kann es niemandem verübeln, wenn im Internet Verschwörungstheorien blühen und die Menschen daran zu glauben beginnen." Er erinnerte an frühere Zeiten, etwa an die Pest in Mailand, wo ebenso Verschwörungstheorien geblüht haben. "Die Entwicklung ist besorgniserregend, ich will es aber nicht überdramatisieren." Ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie könne "die Stimmung allerdings kippen". Schönborn sei aber "beeindruckt, wie sehr die Maßnahmen von den Menschen akzeptiert werden".
Bei der Vergabe des Impfstoffs forderte der Kardinal eine weltweite Solidarität ein – im ureigensten österreichischen Interesse. „Die Pandemie ist überwunden, wenn sie weltweit überwunden ist. Selbst wenn Europa total durchgeimpft ist, und die anderen Länder es nicht sind, sind wir nicht aus dem Schneider.“
"Österreich produziert Flüchtlinge"
Die Europäer, auch die Österreicher, forderte der Kardinal zu einer „Gewissenserforschung“ im Zusammenhang mit der Flüchtlingsfrage auf. Nicht nur die Amerikaner, auch die Europäer und auch Österreich würden Waffen in die Region liefern und an diesen Lieferungen verdienen. „Wir produzieren die Flüchtlinge. Auch Österreich verdient an Waffenlieferungen in der Region.“ Österreich sollte mehr als 100 Familien, die bereits einen positiven Asylbescheid in Händen halten, aufnehmen.
Nein zu Segnung "Kommunikationsfehler"
Einmal mehr übte Schönborn Kritik an der Kommunikation des Vatikans in der Frage der Segnung homosexueller Paare. Natürlich könne man das Anliegen der Stärkung der "sakramentalen Ehe" vertreten, sagte Schönborn, aber: "Das war ein eindeutiger Kommunikationsfehler." Er selbst kenne Menschen in langjährigen, treuen, gleichgeschlechtlichen Beziehungen: "Da muss ich auch meiner lieben Mutter Kirche sagen, ist das nicht ein Wert?"