Die Grundeinstellungen zur Coronavirus-Schutzimpfung haben sich trotz der Berichterstattung rund um den Impfstoff von AstraZeneca seit Jänner wenig verändert. Das zeigt das Corona Panel der Uni Wien. Insbesondere bleibt die Impfbereitschaft stabil. Und auch die Tests werden breit unterstützt.
Rund 1.500 Menschen verteilt über ganz Österreich werden seit einem Jahr kontinuierlich dazu befragt, was sie über die Auswirkungen der Corona-Pandemie denken. Während gleichbleibend zwei Drittel der Österreicherbereit wären, sich sofort mit dem Impfstoff von BionTech/Pfizer impfen zu lassen, herrscht zunehmend größere Zurückhaltung gegenüber dem Impfstoff von AstraZeneca sowie auch gegenüber dem noch nicht zugelassenen Impfstoff Sputnik V. Die Impfstoffe von Moderna und Johnson & Johnson sind bisher weniger bekannt und liegen insgesamt hinsichtlich der Impfbereitschaft im Mittelfeld.
Wie soll es weitergehen mit dem Impfstoff von AstraZeneca und was ergibt sich für die österreichische Impfkampagne? Es ist klar, dass die medizinische Fachwelt möglichen Nebenwirkungen nachgehen muss und die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) dementsprechend Daten zu möglichen Nebenwirkungen weiter erheben wird. Allein: Die Bevölkerung ist skeptisch.
Sachliche Aufklärung und Information wäre dennoch verstärkt wünschenswert – und dies auch in einer Art und Weise, die für alle Österreicher gut verständlich ist. Hierbei stehen Behörden, Wissenschaft und Medien vor Herausforderungen. Zugleich muss auch die Politik auf Unsicherheiten der Bürger bezüglich einzelner Impfstoffe eingehen und sichtbar machen, wie die Sicherheit der neuen Impfstoffe garantiert wird, halten die Wissenschafter, die das Corona Panel betreuen fest.
Auch laut einer diese veröffentlichten SORA-Befragung für die Neos schwand zuletzt der Rückhalt für das Krisenmanagement der Regierung: Während im Vorjahr noch 35 Prozent der Aussage "Die Corona-Maßnahmen waren wissenschaftlich gut begründet" eher nicht oder gar nicht zustimmten, waren es in der Nachbefragung im Februar bereits 46 Prozent. Die Notwendigkeit der Ausgangsbeschränkungen bestätigten im Vorjahr 60 Prozent, heuer nur mehr 53 Prozent. Dies, obwohl die Infektionsangst stabil bleibe, wie Janine Heinz von SORA bei einer Pressekonferenz am Montag erklärte.
Wer hält sich noch an die Regeln?
Ein Indiz dafür, wie sehr man selbst bereit ist, die Regeln einzuhalten, liefert die Bewertung der vermuteten Bereitschaft bei anderen. Die Zahlen entwickeln sich dabei synchron mit der Brisanz der Corona-Zahlen:
Am wenigsten konsequent wurden die Regeln bisher im Hochsommer des vergangenen Jahres befolgt bzw. wurden einzelne Maßnahmen (z.B. die Maskenpflicht) sogar kurzfristig ausgesetzt. Nach einem – im Sinne des Infektionsgeschehens – relativ ruhigen Sommer, kam es schließlich in der ersten Novemberhälfte 2020 zunächst zu einem Lockdown „light“, gefolgt von einem harten 2. Lockdown (Schließung von Geschäften, verschärfte Ausgangsregelungen, alle Schulen auf Fernunterricht) von 17. November bis Anfang Dezember. Ein weiterer Lockdown „light“ danach wurde von einem 3. harten Lockdown ab 26. Dezember 2020 bis Anfang Februar 2021 abgelöst.
Die Befragten des ACPP nahmen im Februar 2021 eine vergleichsweise geringere Befolgung der Abstandsregel wahr (Vergleich: Dezember 2020, siehe Abbildung 1), ein mögliches Resultat der jüngsten Öffnungen oder einer allgemeinen „Ermüdungserscheinung“.
Die wahrgenommene Einhaltung der Maskenpflicht bleibt aktuell auf hohem Niveau, und stieg im Februar 2021 sogar weiter an. Dies ist vermutlich mit eine Folge der ebenfalls Ende Januar 2021 eingeführten FFP2-Maskenpflicht an den meisten öffentliche Orten.
Selbst wenn das Motto „zu Hause bleiben, außer für Notwendigkeiten“ weiterhin galt, wurde im Februar 2021 von den Befragten ebenfalls eine geringe Einhaltung dieser Regel wahrgenommen. Das gefühlte Niveau des Zu-Hause-Bleibens der Österreicherinnen ähnelt nun wieder jenem des Mai 2020 - eine Phase äußerst geringer COVID-19-Infektionszahlen.
Testen als Tor und Absicherung
Die Testkapazitäten wurden in Österreich stark ausgebaut und werden vermehrt genutzt. Die Analysen zeigen, dass die Tests zunehmend als eine wirkungsvolle Maßnahme zur Eindämmung der Corona-Krise angesehen werden und auch die wahrgenommene Zuverlässigkeit der Tests gestiegen ist. Dies schlägt sich auch in der mehrheitlichen Unterstützung der Tests als “Eintrittskarte” zu Veranstaltungen, körpernahen Dienstleistungen sowie für Gastronomie und Hotellerie nieder.
Obwohl auch der Anteil jener zunahm, die in den Tests eine Chance zur Ausweitung ihrer sozialen Kontakte sahen, zeigen zusätzliche Analysen, dass das Testen (bisher) nicht als “Freibrief” für zügellose Treffen mit mehr Personen genutzt wird, sondern eher der Absicherung von (oft unvermeidbar) zustande kommenden Kontakten dient. Dies ist insofern beruhigend, da Bedenken hinsichtlich der Effektivität und Zuverlässigkeit fortbestehen. In der Gesamtschau ergibt sich, dass die Ausweitung der Tests nicht alleinig den Weg aus der Krise bedeuten, aber gleichwohl einen Beitrag zu deren Eindämmung sowie zur besseren Absicherung von sozialen Kontakten leisten können.
Claudia Gigler