Wer dachte, dass bei den Impfungen gegen das Coronavirus in Österreich bisher vor allem die ältere Generation zum Zug gekommen sei, irrt. Wie die Impfstatistik des Gesundheitsministeriums, die der Kleinen Zeitung mit Stand Freitag vorliegt, zeigt, wurden bisher in Österreich mehr unter 65-Jährige geimpft als Menschen der Generation 65 plus.
Konkret wurden 1.179.875 Dosen (erste und zweite Teilimpfung) der drei bisher in Österreich eingesetzten Stoffe AstraZeneca, Biontech/Pfizer und Moderna verimpft:
- 664.649 Dosen davon gingen an Menschen der Altersgruppe 16-64 Jahre
- 524.230 Dosen an Menschen im Alter 65 plus
Das klingt auf den ersten Blick überraschend, gelten doch ältere Menschen als besonders gefährdet durch Covid-19. Zwei Faktoren spielen allerdings eine Rolle.
Überhang der Jungen bei allen Impfstoffen
Einerseits war der AstraZeneca-Impfstoff wochenlang nur für Menschen unter 65 zugelassen - erst seit Anfang März darf er auch an Ältere verimpft werden. Dementsprechend hat er einen deutlichen Überhang in der jüngeren Gruppe: Rund 229.000 Dosen wurden an 16- bis 64-Jährige verimpft, nur knapp 21.000 an Ältere.
Allerdings ist auch bei dem bisher am häufigsten in Österreich eingesetzten Impfstoff, jenem von Biontech/Pfizer, ein Ungleichgewicht zu beobachten: 348.000 Dosen wurden hiervon an unter 65-Jährige abgegeben, nur 234.000 an Ältere. Auch beim dritten Impfstoff, jenem von Moderna, haben die Jüngeren mit 27.600 Dosen einen Vorsprung gegenüber den Älteren mit rund 20.000 Dosen.
Neos: "Länder impfen an den älteren Bürgern vorbei"
Das liegt an den - in den Ländern unterschiedlich umgesetzten - Impfplänen und -prioritäten. So wurden beispielsweise großflächig viele Ärzte, Zahnärzte und Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen geimpft, um die Übertragung auf Heimbewohner zu vermeiden (was bisher sehr gut funktioniert hat). Solche Impfgruppen, die noch im Berufsleben stehen, sind generell jünger als 65 Jahre.
Kritisch sehen das die Neos: "Entgegen allen Sonntagsreden impfen die Länder an den älteren Mitbürgern vorbei. So kommen wir nie aus dem Jo-Jo-Lockdown", befürchtet Gesundheitssprecher Gerald Loacker. Eine Änderung mit den neuen zentralen Regeln sieht er nicht: "Der Impfplan ist angeblich seit Montag verbindlich. Aber er ist gleichzeitig nur eine Leitlinie, daher wieder nur eine halbe Sache."
Georg Renner