Die Vorwürfe von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der am Freitag eine ungerechte Verteilung von Impfstoffen in der EU anprangerte, hat bei den Oppositionsparteien für heftige Kritik gesorgt.
Der Kanzler versuche "auf unwürdige Art und Weise, Sündenböcke für sein Versagen zu finden", meinte SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher. NEOS-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger kritisierte, dass Österreich "womöglich" selbst Impfstoff ausgeschlagen habe.
Meinl-Reisinger konstatierte auf Twitter: "Leadership eine Katastrophe. Und jetzt? Ablenkung". NEOS-Klubobmann und Gesundheitssprecher Gerald Loacker fragte, warum der Sonderbeauftragte des Gesundheitsministeriums, Clemens Martin Auer, in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender der EU-Steuerungsgruppe ("Steering Board") der ungleichen Verteilung überhaupt zustimmte. Loacker kritisierte außerdem, dass Kurz davon nichts wusste, wie dieser zuvor selbst vor Journalisten erklärte.
SPÖ und NEOS orten Ablenkungsmanöver
Auch die SPÖ kritisierte, dass in der Regierung "völliges Chaos" herrsche. Kurz wisse "nicht einmal, was seine Spitzenbeamten in der EU ausverhandeln", so Kucher in einer Aussendung. Sowohl Kucher als auch Loacker forderten Aufklärung, sollten sich die Vorwürfe als wahr erweisen. Gleichzeitig äußerten die beiden Nationalratsabgeordneten aber auch die Vermutung, dass Kurz mit den Vorwürfen von "diversen Korruptionsvorwürfen" bzw. seinem eigenen "Versagen" ablenken wolle.
Der FPÖ-EU-Parlamentarier Harald Vilimsky fragte auf Twitter: "Wann schmeißen Kurz/Anschober nach der 'Impfstoff Benachteiligung Österreichs' Ihren in der EU dafür zuständigen stellvertretenden Vorsitzenden des 'Gemeinsamen EU Impfstoffausschusses' hinaus?".
Kurz hatte zu Mittag in einer eilig einberufenen Pressekonferenz ungerechte Impfstoffverteilung in der EU kritisiert. Während Österreich bei der Verteilung der Dosen im Mittelfeld liege und bisher keinen Schaden zu beklagen habe, würden Staaten wie Bulgarien oder Lettland stark benachteiligt, hatte er erklärt.