Alexandra Fuchsbichler hat vorgesorgt. Um für einen möglichen Ansturm der Kunden am Montag gerüstet zu sein, wird die Pharmazeutin zwei große Zelte vor ihrer eigenen Apotheke im weststeirischen Voitsberg aufstellen. „Es wird eine große Herausforderung, wir schaffen das. Die Idee ist eine gute, denn wir wollen alle wieder zurück zur Normalität.“
Dass die Idee eine gute ist, bestreitet niemand. Das Parlament hat am Mittwoch den Weg frei gemacht für die von Kanzler Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober Mitte Februar versprochene Versorgung der Bevölkerung mit kostenlosen Selbsttests ab 1. März. Ab Montag kann jeder, der über eine E-Card verfügt und älter als 15 ist, in einer der 917 Apotheken ein Fünfer-Set erwerben. Die „Nasenbohrertests“ sind leicht anwendbar und sollten verwendet werden, wenn jemand andere Personen trifft.
Nur Tests für 600.000 Personen
Der Haken dabei: Die meisten Leute, die nächste Woche die Apotheken aufsuchen wollen, dürften mit leeren Händen heimkehren. Etwa 7,5 Millionen Menschen haben in Österreich Anspruch auf ein monatliches 5er-Testkit (1,3 Millionen Kinder und Jugendliche sind ausgenommen, weil sie an Schulen getestet werden), die Regierung liefert den Apotheken in der ersten Woche nur drei Millionen Tests, also für weniger als ein Zehntel der Leute.
Die Chefin der Apothekerkammer Ulrike Mursch-Edlmayr dämpft im Gespräch mit der Kleinen Zeitung die Erwartungen. „Zeitlich und organisatorisch wird das sehr herausfordernd.“ Am Wochenende müssen die Testpakete mit dem Informationsmaterial versehen. „Im Optimalfall werden wir in der ersten Woche 600.000 Menschen mit Selbsttest versorgen können.“ Mehr Material stellt die Republik nicht zur Verfügung.
Ex-Volksanwalt fordert gestaffelte Ausgabe
Das bringt den Chef des SPÖ-nahen Pensionstenverbands Peter Kostelka auf die Palme. „Es werden wie bei den FFP-2-Masken Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt werden können.“ Noch immer haben nicht alle Über-65-Jährigen ihr FFP-2-Set erhalten. Um ein auch virologisch bedenkliches Gedränge vor den Apotheken zu vermeiden, würde er die Ausgabe der Selbsttests staffeln. „Warum macht man das nicht nach dem Alphabet oder dem Alter?“ Die Ausgabe der insgesamt 40 Millionen Selbstests (fünf für 7,5 Millionen Personen) ja keine Einmal-Aktion, sondern erfolgt monatlich.
Aufhebung durch das Höchstgericht?
Womöglich wird das Vorhaben vom Höchstgericht aufgehoben. Rund 300.000 der 8,8 Millionen E-Card-Besitzer gehen leer aus, weil sie aus der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) ausgestiegen sind. Ohne ELGA-Anknüpfung der E-Card weiß der Apotheker nicht, ob die Person nicht schon bei anderen Apotheke ein Set abgeholt hat. Dazu der ehemalige Volksanwalt: „Es werden jene bestraft, die von einem Recht, das ihnen zusteht, Gebrauch gemacht haben.“