Die Anmelde-Plattform "Österreich testet" hat Errichtungskosten von gut einer halben Million Euro verursacht. Das geht aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) an die NEOS hervor.

Für den laufenden Betrieb fallen zusätzlich knapp 190.000 Euro im Monat an. Anfragesteller Douglas Hoyos zeigt sich ob der Summen empört. Konkret wurden 546.373,04 Euro für Implementierung und Erstellung der Anmeldeplattform aufgewendet. Damit beauftragt war die A1 Telekom Austria Aktiengesellschaft, die das Projekt über ihre Tochter World Direct betreute.

Da die Plattform auch weiter für einen niederschwelligen Testzugang verwendet wird, bleibt sie kostenintensiv. Für den laufenden Betrieb fallen Ausgaben in der Höhe von monatlich 187.878,95 Euro an.

A1 spricht von "hochkomplexem Datenprojekt"

In einer schriftlichen Stellungnahme hält A1 fest, dass es sich um ein hochkomplexes Datenbankprojekt handle, mit Hilfe dessen bisher über zwei Millionen Tests durchgeführt worden seien. Die Anmeldeoberfläche, die von den Bürgern benutzt werde, sei lediglich ein kleiner Teil der gesamten Anwendung, in deren Entwicklung allein im Dezember und Jänner mehrere tausend Stunden Entwicklungszeit unter höchstem Zeitdruck geflossen seien.

Verwiesen wird etwa auf das Registrierungssystem in den Teststationen, die digitale Erfassung der Testergebnisse oder das Schnittstellenmanagement ins epidemiologische Meldesystem von Bund und Ländern.

Es handle sich um ein hochverfügbares System, das permanent
nutzbar sein müsse. Ebenso müsse dadurch auch der Support und die
Betreuung durch World Direct rund um die Uhr erfolgen. Darüber
hinaus arbeiteten bis zu zehn World Direct-Mitarbeiter laufend am
Projekt Österreich-Testet.at. Zu betreuen seien 60 Server, pro
Bundesland ein eigenes Cluster-System und eine zehn Terabyte
Datenbank.

Hoyos nennt die entstandenen Kosten "unglaublich". Im Vergleich dazu habe das "völlig überteuerte" "Kaufhaus Österreich" laufende Kosten von 5.000 Euro. Es sei der nächste Beweis, dass die Regierung mit jedem Digitalisierungsprojekt einen Bauchfleck lande: "Hier werden Millionen an Steuergeld für ein einfaches Anmeldeportal hinausgeschleudert."

Kaufhaus Österreich: Ministeranklage der SPÖ gegen Schramböck

Das "Kaufhaus Österreich" veranlasst die SPÖ unterdessen, wegen "schuldhafter Verletzung der Grundsätze der effizienten Haushaltsführung und möglicher Umgehung des Vergabegesetzes" eine Ministeranklage gegen Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck einzubringen.

Diese Woche wurde bekannt, dass für das Onlinehändler-Verzeichnis insgesamt 1,3 Millionen Euro vonseiten des Bundes investiert wurden. Kritisiert wurde neben den hohen Kosten auch die schlechte Nutzbarkeit der Website.

„Es ging Schramböck nur um die Show. Für diese Show mussten die Steuerzahler 1,3 Millionen Euro hinlegen. Es wird Zeit, dass die Ministerin keine Möglichkeit für sündteure Showauftritte mehr hat“, sagt der stellvertretende SPÖ-Klubchef Jörg Leichtfried am Donnerstag.

Mit dem Antrag auf Ministeranklage gebe es auch die Möglichkeit,
im Parlament gründlicher die Hintergründe um die Vergaben beim
Kaufhaus Österreich auszuleuchten, so SPÖ-Wirtschaftssprecher
Christoph Matznetter. "Die vergaberechtlichen Mindeststandards wurden bei diesem Projekt nicht eingehalten. Wir wissen nicht, wer in Wahrheit durch das Projekt kassiert hat", so Matznetter.

Aus einer Anfragebeantwortung gehe hervor, dass die Agentur Accenture beim Kaufhaus Österreich die Finger im Spiel hatte. „Accenture scheint die türkise Agentur der Wahl zu sein, wenn etwas nicht funktional sein muss“, kritisiert Matznetter und verweist auf die suspekten Suchergebnisse, die Kaufhaus Österreich lieferte und darauf, dass diese Agentur schon bei der Corona-App involviert war.