Die Angemessenheit der Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie wird zunehmend kritisch gesehen. In einer Umfrage (15.-22. Jänner) des "Austrian Corona Panel Projects" der Universität Wien bewerteten 36,1 Prozent der Befragten den Maßnahmenkatalog als "eher zu stark" bzw. "zu extrem" - der bisherige Höchstwert der negativen Bewertung seit Beginn der Pandemie. Zudem sind für fast 40 Prozent die Maßnahmen überhaupt nicht bzw. eher nicht effektiv.
Die Wissenschafter des "Austrian Corona Panel Projects" führen regelmäßig seit März des Vorjahres Befragungen (jeweils rund 1.500 Teilnehmer) zu Angemessenheit und Effektivität der von der Regierung verhängten Regelungen durch. Die Verlängerung des dritten Lockdowns ab 26. Dezember und die Verschärfung der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise haben dabei zu einem signifikanten Rückgang in der positiven Bewertung der Regierungsmaßnahmen geführt. 19,1 Prozent der Befragten bewerten nun die Regeln als "zu extrem", 17 Prozent als "eher zu stark".
Umgekehrt sank der Anteil der Befragten, die die Maßnahmen als "überhaupt nicht" oder "eher nicht" ausreichend bewerteten, auf 28,2 Prozent - Mitte Dezember lag er noch bei 33,4 Prozent. Angemessen beurteilen die Regulierungen 35,7 Prozent - auch das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Pandemie.
Nur 18 Prozent halten die Maßnahmen für effektiv
Die veränderte Stimmung zeigt sich auch bei der Frage nach der Effektivität der Maßnahmen: Seit August des Vorjahres wird diese zunehmend in Frage gestellt und in der aktuellen Umfrage nun ein neuer Tiefststand erreicht. Nur noch 18,4 Prozent der Befragten bewerten die Regierungsmaßnahme noch als "eher" oder "sehr" effektiv. Umgekehrt bezeichneten 16,2 Prozent die Regelungen als "überhaupt nicht" effektiv, 23 Prozent als "eher nicht" effektiv. Für 42,5 Prozent der Befragten sind die Maßnahmen "teilweise" effektiv.
"Angesichts der Verlängerung des Lockdowns sowie der Verschärfung der Maßnahmen scheint diese kritische Bewertung wenig überraschend: die bisherigen Maßnahmen haben für die Rückkehr zur 'Normalität' nicht ausgereicht. Die Effektivität der Maßnahmen wird dadurch zunehmend in Frage gestellt", schreiben Sylvia Kritzinger und Fabian Kalleitner im Blog des "Austrian Corona Panel Projects".
Die Wissenschafter werten die Stimmung als "durchaus alarmierend". Die Zahlen können "Ausdruck dafür sein, dass die Unterstützung in der Bevölkerung und ihre Beteiligungsbereitschaft zusehends abnimmt und durch die im Jänner verkündeten Maßnahmen noch weiter gedrückt wurde. Dem gilt es für die weiteren Krisenmonate mit transparenter Kommunikation entgegenzuwirken".