Das Treffen der Regierungsspitze mit den Oppositionschefs hatte noch ein Nachspiel. Im Zuge der Sitzung hatte Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger die versammelte Runde, darunter auch eine Reihe von Virologen, gefragt, ob es nicht irgendwelche Prognosen über die zu erwartende Ausbreitung der heimtückischen Corona-Mutation gebe. Dies wurde verneint. Meinl-Reisinger klagte nach der Sitzung: „Eine echte Prognoserechnung wurde nicht auf den Tisch gelegt.“
Umso überraschter war Meinl-Reisinger, dass die Kleine Zeitung in ihrer Dienstag-Ausgabe über eine regierungsinterne Prognose zu berichten wusste, die durchaus ernüchternd ist: Selbst bei einem Dauer-Lockdown könnten die Infektionen innerhalb von 50 Tagen, also bis zum 12. März, auf 3000 Infizierte explodieren (in einem ersten Bericht war fälschlicherweise von 3300 Infizierten die Rede). Die Prognose wurde letzte Woche von Experten für die Corona-Kommission erstellt.
Das Gesundheitsministerium sah sich gestern veranlasst, die Aussagekraft der Prognose zu relativieren. „Die Simulation enthält einen Konjunktiv. “ Tatsächlich heißt es in dem Papier: "Längerfristige Simulationen zeigen jedoch unter den zuvor angeführten Annahmen einen dramatischen exponentiellen Anstieg. So könnte die tägliche Fallzahl auch unter den derzeitigen Lockdown-Bedingungen innerhalb von 50 Tagen wieder 3000 überschreiten." Das Prognose-Szenario geht von einer erhöhten Übertragbarkeit der Mutante von rund 50 Prozent bei einer Prävalenz der Variante B.1.1.7 von zehn Prozent aus.
Die Kleine Zeitung ist sich übrigens bewusst, dass Prognosen, die sich über einen Zeitraum von 50 Tagen erstrecken und von zahllosen Parametern abhängig sind, nicht automatisch eintreten. Und hat nie etwas anderes behauptet.