Um die Corona-Impfung gibt es weiterhin ein Gedränge. Täglich gibt es neue Meldungen hauptsächlich über Politiker, die sich vorzeitig eine Dosis sichern. Meistens handelt es sich um Bürgermeister, die sich in ihrer Funktion als Eigentümervertreter von Seniorenheimen, wo als erstes geimpft wird, die Vakzine vor Ort holen. Das steht aber im Widerspruch zur Impfstrategie. Diese sieht vor, dass Bewohner, Mitarbeiter wie auch Personen, die sich regelmäßig in Alten-, Pflege- und Seniorenheime aufhalten, um die Bewohner zu betreuen, geimpft werden sollen. Betreiber von Heimen sind nicht vorgesehen. 

Vorarlberg: Vier Ortschefs

In  Vorarlberg  haben sich bereits vier Bürgermeister in Altenheimen vorzeitig impfen lassen. Neben Wolfgang Matt (Feldkirch) und Katharina Wöß-Krall (Rankweil) haben auch Nobert Greussing und Martin Vallaster, die Gemeindeoberhäupter von Bizau (Bregenzerwald) und Bartholomäberg (Montafon), eine Impfung erhalten. Die Bürgermeister argumentieren alle sehr ähnlich: Sie hätten viel in den Altersheimen zu tun und sie hätten übrig gebliebene Impfungen bekommen, für die sich keine anderen Impfwilligen gefunden hätten. Der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) erklärte in  "VN", um solche Vorkommnisse in Zukunft ausschließen zu können, werde das Land künftige Impfaktionen in Heimen von Mitarbeitern dokumentieren lassen.  

Kärnten

Vorarlberg ist freilich nicht das einzige Bundesland, aus dem von Vordrängeln berichtet wird. Auch in Tirol, Kärnten, Oberösterreich, Niederösterreich und Wien sind in letzter Zeit Fälle aufgetreten, wonach übrig gebliebene Impfstoffe nicht an Heimbewohner, Gesundheitspersonal oder über 80-Jährige verabreicht wurden, sondern an Politiker, Gemeindebedienstete, Angehörige und andere. Der Kärntner SPÖ-Politiker Jakob Strauß, Zweiter Präsident des Landtags und Bürgermeister von Sittersdorf, entschuldigte sich zuletzt für seine vorzeitige Corona-Impfung in einem Völkermarkter Pflegeheim. Das Thema betrifft aber nicht nur Bürgermeister. 

Steiermark: Fünf Bürgermeister

In der Steiermark werden mit jedem Tag weitere Bürgermeister bekannt, die sich bereits gegen Corona impfen haben lassen: Stephan Oswald, ÖVP-Bürgermeister von St. Stefan ob Stainz bestätige einen Bericht: "Ich bin Obmann des Pflegeheims Perisutti in Eibiswald und wurde von der Heimleitung angerufen und gefragt, ob ich mich impfen lassen will." Freitag vergangener Woche habe er dann die Dosis erhalten. Medien berichteten auch, dass sich offenbar auch schon Matthias Pokorn (ÖVP), Vizebürgermeister von Premstätten, sowie Andreas Staude (SPÖ), Bürgermeister in St. Oswald/Plankenwarth, haben impfen lassen. Beide waren Freitagmittag für eine Bestätigung vorerst nicht erreichbar. Pokorn ist allerdings Arzt in einem Krankenhaus und hatte daher auch schon gemäß Impfstrategie die Möglichkeit sich immunisieren zu lassen. Schon im Laufe der Woche war von anderen steirischen Bürgermeister bekannt geworden, dass sie sich schon eine Impfung verabreichen haben lassen: Die ÖVP-Bürgermeister von Stubenberg am See und Gamlitz, Alexander Allmer und Karl Wratschko, sowie der SPÖ-Bürgermeister von Bruck an der Mur, Peter Koch.

Niederösterreich: Zwei Bürgermeister

In Niederösterreich sind bis Freitagvormittag in Bezug auf die Impfung gegen das Coronavirus keine weiteren "Vordrängler" aufgetaucht. Bereits Anfang der Woche war der Fall des Bürgermeisters von Pottendorf (Bezirk Baden), Thomas Sabbata-Valteiner (SPÖ), bekannt geworden. Er hatte sich im örtlichen Pflege- und Betreuungszentrum immunisieren lassen. Bereits geimpft ist auch Karin Baier (SPÖ), Bürgermeisterin von Schwechat. Sie erhielt ebenfalls in einem Seniorenheim die Injektion. Dort seien zahlreiche Dosen übrig geblieben, weshalb Angehörige und Risikopatienten kontaktiert worden wären. Zur zweiten Kategorie zählt Baier - aufgrund einer seit vielen Jahren vorliegenden chronischen Erkrankung.

Oberösterreich: Sieben Ortschefs

Sechs oberösterreichische SPÖ-Kommunalpolitiker, die sich bereits gegen Corona impfen haben lassen, haben sich schriftlich bereits  entschuldigt. Der Bürgermeister von Eberschwang, Josef Bleckenwegner, sowie sein Vize Martin Bögl, der Ennser Stadtchef Stefan Karlinger, der Bürgermeister von Bad Goisern, Leopold Schilcher, jener von St. Georgen an der Gusen, Erich Wahl, sowie   das Gemeindeoberhaupt von Lenzing, Rudolf Vogtenhuber, betonten, dass es ihnen "aufrichtig leid" tue. Innerhalb der ÖVP- und FPÖ-Kommunalpolitiker-Riege war bis Freitagmittag jeweils eine Impfung bekannt. Der schwarze Ortschef von St. Georgen im Attergau, Ferdinand Aigner, sowie der blaue Vize-Bürgermeister von Eberschwang, Heinrich Penetsdorfer, erhielten eine Restdosis gespritzt, wofür auch sie sich entschuldigt haben. Allerdings versicherten auch beide, dass ihnen dies seitens der Heime ausdrücklich angeboten worden sei.

Tirol

Bekannt wurde auch die Impfung der Lienzer Bürgermeisterin und ehemaligen Tiroler SPÖ-Landesparteivorsitzenden Elisabeth Blanik. Auch sie wies ein Fehlverhalten zurück, zumal sie als Obfrau im Gemeindeverband Bezirksaltenheime Lienz in Osttirol vier Heime führe und als Verantwortliche "ganz klar im Impfplan des Bundes integriert" sei. "Ich habe das nicht als Politikerin gemacht, sondern als Leiterin der Wohn- und Pflegeheime", sagte sie. Auch der Bürgermeister von Kematen hat sich bereits impfen lassen

Wien

Das Thema betrifft aber nicht nur Bürgermeister. Auch Caritas-Direktor Michael Landau (60) und Oskar Deutsch (57), Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, sind schon geimpft. Deutsch hatte sich ebenfalls nachträglich entschuldigt. Landau dagegen argumentiert, dass die Impfung im Rahmen seiner Tätigkeit als Seelsorger, die er seit 25 Jahren in Pflegeheimen ausübe passiert sei.Andere Promis sind in Wien vorerst nicht auffällig geworden.

Allerdings gibt es auch in der Bundeshauptstadt bereits Fälle, die zumindest diskutiert werden. Am Freitag wurde etwa bekannt, dass ein Direktor eines Pflegeheims die erste Dosis erhalten hat - noch bevor überhaupt jemand von den Bewohnern geimpft wurde. In einer weiteren Pflegeeinrichtung sollen nicht nur Bewohner und Mitarbeiter, sondern auch der 20-jährige Sohn der Pflegedirektorin bedacht worden sein. Dieser, so hieß es später, habe an einer Krebserkrankung gelitten.

In einem Seniorenheim in Floridsdorf sollen Anstaltsfremde, darunter ältere Nonnen und ein Pater aus einer benachbarten Kirche, aber auch der Ehemann der Pflegeleiterin und eine junge Praktikantin übrig gebliebene Dosen injiziert bekommen haben. In diesem Fall war laut Krisenstab die Vorgangsweise legal gewesen sei, da es wichtig sei, keinen Impfstoff zu vergeuden, wie es hieß. In Zukunft soll die Verabreichung von bei Coronavirus-Impfaktionen übrig geblieben Dosen aber genau geregelt werden. Dazu wird eine eigene Warteliste erstellt.