Herr Landeshauptmann, wie ist die Lage?
PETER KAISER: Der Bundeskanzler hat uns die Lage geschildert, es ist eine äußerst kritische Situation. Es geht in Richtung einer Verlängerung des Lockdowns, womöglich bis weit in den Februar hinein.
Schuld ist die Mutation des Corona-Virus?
Ja, die Indizien dafür verstärken sich, dass das Virus auch in Österreich schon in einer Größenordnung existent ist, deren Folgen man nur schwer einschätzen kann. Das Risiko einer schnellen Ausbreitung ist zu groß.
Was kann dagegen getan werden?
Die Impfung wird als die einzige wirksame Maßnahme benannt. Je länger wir die Fall-Zahlen niedrig halten, bis es zur breitenwirksamen Impfung kommt, desto besser. Dass die Zahlen wegen des Briten-Virus wieder gefährlich steigen, scheint unausweichlich zu sein.
Ist die Entscheidung gegen eine vorsichtige Öffnung schon gefallen?
Es ist mir zu wenig, das alles nur innerhalb unserer politischen Kreise zu hören, es braucht die Experten. Was macht der Rest Europas? Was sagt die Wissenschaft? Wir Landeshauptleute werden uns zuschalten können zur Konferenz der Regierung mit den Experten am Samstagvormittag, um all das aus erster Hand zu hören. Danach werden wir uns noch einmal mit dem Bundeskanzler zusammensetzen.
Wie lange könnte der Lockdown noch dauern?
Das werden wir sehen, wenn wir die virologischen, die epidemologischen Details und die Zahlen dazu gehört haben. Wenn es zu einer Verlängerung oder sogar zu einer Verschärfung des Lockdowns kommt, dann müssen wir das gemeinsam durchtragen, da müssen wir vorher alle Meinungen gehört, alle Vermutungen verifiziert oder falsifiziert haben. Denn damit riskieren wir viel: dass Betriebe Pleite gehen, dass wir Arbeitsplätze verlieren. Das müssen wir gegeneinander abwägen, die Belastung ist enorm.
Von einer Lockerung ist offenbar jedenfalls keine Rede mehr?
Tendenziell nicht, weil sich das neue Virus exponentiell verbreitet. In der Slowakei, in Tschechien, in Deutschland - rund um unser Land - wird jetzt verschärft, wir wären sonst ja eine Insel, das funktioniert nicht.
Wären innerhalb Österreichs nicht auch die Schulen eine solche Insel, wenn in diesem Bereich die von vielen gewünschte Ausnahme gemacht würde?
Das ist für alle Landeshauptleute eines der Hauptthemen. Eine Freude hätte keiner damit, wenn nicht geöffnet würde. Der Druck ist in allen Ländern immens. Die Realität ist, dass es in vielen Familien kaum mehr geht, dass die Kinder nicht mehr zu Hause bleiben wollen, die Eltern und auch die Lehrer Druck darauf machen, dass es wieder einen Unterricht in der Klasse gibt. Aber ich weiß nicht, ob wir eine Teilöffnung zustande bringen, wenn es für alle anderen Bereiche nicht zu verantworten ist.
Claudia Gigler