"Dieses Jahr wird besser" - das verspricht Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seiner Neujahrsansprache im ORF, die am Freitagabend ausgestrahlt wird. Neben Glück und Gesundheit wünschte das Staatsoberhaupt auch "Mut zum Träumen". Denn, so der Bundespräsident: "Jetzt ist die Zeit, in der wir träumen sollten, wie wir unsere Welt verbessern können." Konkret sprach er etwa den Naturschutz, aber auch das Miteinander sowie Flucht und Armut an.
"Irgendwann in den nächsten Monaten wird sich langsam das Gefühl einstellen, dass die Pandemie vorbei ist oder zumindest unter Kontrolle", war Van der Bellen bemüht, Zuversicht zu versprühen. Allerdings plädierte er laut Redetext gleichzeitig dafür, das Jahr 2020 nicht so schnell wie möglich zu vergessen und zur Tagesordnung überzugehen. Vielmehr solle man "diese kurze Zeit der Stille, bevor das Jahr so richtig losgeht", zum Reflektieren und Nachdenken nutzen. "Denn wenn wir die Pandemie überwunden haben - und wir werden sie überwinden - wollen wir dann wirklich exakt in jene Welt zurückkehren, die wir davor hatten?"
Die wesentliche Frage lautet für Van der Bellen: "Welche Zukunft wollen wir sehen?" Jetzt sei die Zeit, "in der wir weiter blicken müssen" – "ohne Scheu, auch völlig neu zu denken, ohne Angst, zu groß zu denken", befand der Bundespräsident. "Wir sind zu unerhörten Leistungen fähig, wenn es darauf ankommt. Das hat doch das letzte Jahr bewiesen."
"Trend zur Unversöhnlichkeit und Aggression brechen"
Manche Gewohnheiten von früher seien durchaus problematisch, und man müsse sich entscheiden, ob man wirklich zu ihnen zurückkehren wolle, oder ob man die Welt neu und besser baue als die alte. "Wie wäre es zum Beispiel, wenn wir uns angewöhnen, eine florierende Wirtschaft und eine blühende Natur nicht als Gegensätze zu sehen, sondern als Ziele, die sich gegenseitig bedingen?", schlug Van der Bellen vor. So gebe es viele neue, klimaorientierte und nachhaltige Technologien, die zum Motor eines neuen Aufschwunges werden könnten.
"Und wie wäre es, wenn wir den schreienden Gegensatz zwischen wohlbehütet und auf der Flucht oder zwischen Arm und Reich abmildern würden?", meinte Van der Bellen außerdem. Der Bundespräsident betonte auch, dass die Gesellschaft durch gegenseitigen Respekt stärker werde. "Wie wäre es, wenn wir den Trend zur Unversöhnlichkeit und Aggression brechen, den Trend sich in die eigene virtuelle Blase zurückzuziehen und andere Meinungen erbittert zu bekämpfen?" Van der Bellen appellierte außerdem an die Bevölkerung, "unser wunderschönes Österreich und die liberale Demokratie", aber auch die Europäische Union wieder mehr zu schätzen.