Seit 1. Jänner 2020 gibt es die neue Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK): 7,2 Millionen Österreicherinnen und Österreicher sind in der fusionierten Krankenkasse versichert. Mit 12.000 Beschäftigten und einem Budget von 15 bis 16 Milliarden Euro pro Jahr ist es die größte Krankenkasse.
Folgende Neuerungen gaben Obmann Andreas Huss und der Vorsitzende der ÖGK-Hauptversammlung Kurt Egger am Dienstag bekannt.
Die Psychotherapie wird - endlich - substanziell ausgebaut und auf das Salzburger Niveau angehoben:
- Es werden in den kommenden drei Jahren 20.000 Psychotherapie-Behandlungsplätze zusätzlich ausgerollt.
- In jedem Bundesland soll eine Clearing-Stelle eingerichtet werden, die dafür sorgt, dass die Patienten keinen "Spießrutenlauf" absolvieren müssen, sondern möglichst rasch zu einem freien Behandlungsplatz kommen.
- Dadurch werde sich die Wartezeit erheblich verkürzen, zusätzliche Abhilfe werde durch Gruppentherapie-Plätze als erstes Angebot geschaffen.
Damit, so Huss, würden 300.000 Psychotherapie-Stunden zusätzlich pro Jahr finanziert. "Damit können wir die Versorgung um 30 Prozent erhöhen. Das ist ein Meilenstein!" Vor allem auch die Corona-Pandemie habe den Bedarf sichtbar gemacht, bei Kindern und Jugendlichen, bei Arbeitnehmern, bei den Älteren.
Ergo- und Logotherapie ausgebaut
Massiv ausgebaut würden auch die Angebote für Ergotherapie und, in einem zweiten Schritt, für Logopädie. Hier werde österreichweit ein übergreifender Stellenplan geschaffen, sodass auch diese Therapien flächendeckend und kostenlos angeboten werden könne.
Weiters würden in den kommenden sechs Jahren 100 Millionen Euro in die Sanierung des Wiener Hanusch-Krankenhauses investiert. "Ein großes Thema für die Versorgung in Wien, aber auch für die Bauwirtschaft."
Kontrollen bei Missbrauch
Egger betonte, im Gegenzug würden die Kontrollen bei Missbrauch in Bezug auf Krankenstände verstärkt. "Jetzt Dienstgeber kann jeder Meldung bei der ÖGK erstatten, wenn es einen Verdachtsfall gibt. Und er bekommt eine Rückmeldung, ob eine Kontrolle durchgeführt wurde."
In Bezug auf die Leistungen betonte Egger, es sei gelungen, einen einheitlichen Leistungskatalog für Orthopädie und Bandagen zu schaffen, inklusive Prothesen, Schienen und Kompressionsbehelfe. Die Bewilligung der Leistungen durch die ÖGK erfolge innerhalb von zehn Tagen.
Der Digitalisierung habe man, auch als Folge der Corona-Pandemie, mit der telemedizinischen Visite im Testbetrieb Rechnung getragen. Bis Ende 2021 werde die Behandlung per Video weiterhin getestet. "Wenn das klaglos funktioniert, immer natürlich freiwillig, dann rollen wir das auf das gesamte Bundesgebiet aus."
Loch in der Kasse
Finanziell ist die Lage angespannt. Man rechnet mit 194 Millionen Euro Bilanzverlust im Jahr 2020, ohne die Stundungsausfälle (derzeit 1,6 Milliarden Euro gesamt, davon 300 Millionen an Beiträgen für die ÖGK). Hier läuft die Rückzahlungsmöglichkeit ja bis Ende 2022. Die Kreditschützer rechnen 2021 allerdings mit einer größeren Insolvenzwelle. Dann müsste womöglich ein Großteil der Forderungen abgeschrieben werden. Dazu kommt, dass die eingepreiste Beitragseinnahmensteigerung von 4,2 Prozent im kommenden Jahr nur maximal 2,8 Prozent betragen werde.
"Ohne die Corona-Pandemie hätten wir positiv bilanziert", sagt Huss. Man verhandle mit den Beamten des Finanzministeriums über die Höhe der Ausfälle und eine Kompensation. "Wir werden nicht zahlungsunfähig, wir warten bis Mai, wie sich das Bilanzergebnis darstellt." Man gehe davon aus, dass der Bund für das Defizit aufkommen werden. "Die Bundesregierung hat sowohl Leistungskürzungen als auch Beitragserhöhungen ausgeschlossen."
Claudia Gigler