Der Buwog-Prozess endete für Sie mit einem Schuldspruch und sechs Jahren Haft. Hat Sie das überrascht?
Peter Hochegger: Im ersten Moment habe ich mich schon gefragt, warum das so ausgeht. Aber ich habe gelernt, die Dinge anzunehmen, wie sie kommen.
Ihr Teilgeständnis hat Ihnen keine mildere Strafe eingebracht. Gehofft haben Sie aber darauf, oder?
Ja, davon bin ich schon ausgegangen. Es war für mich auch überraschend, dass die Richterin meinen Beitrag als nicht essenziell für die Wahrheitsfindung bezeichnet hat. Aber jetzt können die Anwälte von Karl-Heinz Grasser wenigstens nicht mehr behaupten, dass ich mit einem erfundenen Geständnis meine Haut retten wollte. Ich bereue jedenfalls nicht, dass ich gestanden habe.
Ebendiese Anwälte sind sich nach wie vor sicher, dass Sie einen Deal mit der Staatsanwaltschaft gemacht haben. Gab es den?
Nein, den gab es nicht. Mir war wichtig, dass ich den Mut hatte, mir einzugestehen, dass ich in dieser Truppe mitgemischt habe. Man kann sich nicht bis an sein Lebensende selbst belügen. Auch schwere Zeiten sind wichtig für die eigene Entwicklung. Es ist gut, wie es ist.
Warum haben Sie dann Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde eingelegt, wenn alles gut ist?
Die Situation an sich ist gut. Aber ich glaube schon, dass sich etwas am Strafmaß von sechs Jahren ändern wird.
Sehen Sie bei der Richterin ebenfalls Befangenheit?
Sie hat das Verfahren sehr korrekt geführt. Und wegen der Tweets: Wenn meine Ex-Frau etwas von sich gegeben hat, hatte das auch nichts mit mir zu tun. Da muss man schon unterscheiden.
Grasser und Meischberger, die Sie schwer belastet haben, sehen das anders. Warum unterscheiden sich Ihre drei Versionen der Wahrheit derart?
Jeder sucht sich seinen eigenen Lebensweg. Die beiden müssen damit leben und in den Spiegel schauen können.
Ihre propagierte Läuterung habe mit Ihrer Zeit im Gefängnis zu tun. Wollen Sie Paradebeispiel für gelungenen Strafvollzug sein?
Vor meinem Haftantritt habe ich mich in eine Depression geflüchtet. Da so eine Flucht aber nichts bringt, habe ich meine Haft dann gut genutzt, indem ich meditiert, Sport gemacht und gelesen habe. Ich hatte viel Zeit, um über mich und mein Leben nachzudenken – ohne Ablenkungen von außen. Diese Zeit hat man im normalen Leben nicht, man ist Teil eines Systems.
Sie waren – laut eigenen Angaben – Teil eines Systems der Korruption. Warum?
Damals hatte man nur materielle Dinge im Sinn gehabt und war auf Konkurrenz und Erfolg aus. Ich habe mit meinem Geständnis damit abgeschlossen und innere Ruhe gefunden.
Wie geht es jetzt für Sie weiter?
Ich werde meine Zeit weiter zwischen meiner Heimat Brasilien und Wien aufteilen, es sind ja auch noch weitere Verfahren offen. Eines davon betrifft meinen Privatkonkurs. Ich bin aber auch immer wieder als Mediator tätig. Zwei bis drei Jahre wird das mit der Buwog sowieso noch dauern, bis dahin bin ich ein freier Mann.
Und wenn Sie dann wieder ins Gefängnis gehen müssen?
Dann werde ich wieder meditieren und zwei Bücher schreiben. Dafür habe ich schließlich genug erlebt.