Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat für heute spontan eine Pressekonferenz einberufen, bei der er gemeinsam mit dem Sonderbeauftragten des Gesundheitsministeriums, Clemens Auer, und der Leiterin der Impfabteilung im Gesundheitsministerium, Maria Paulke-Korinek, die Österreichische COVID-19-Impfstrategie präsentierte.
Einen leichten Rückgang bei der Zahl der Neuinfektionen konnte Anschober vermelden, am Tag 22 nach dem Teillockdown und Tag 8 nach dem harten Lockdown. 4.377 Neuinfektionengab es innerhalb der letzten 24 Stunden zu vermerken. "Damit sind wir doch leicht unter dem Dienstag der Vorwoche", so Anschober.
Schlechte Nachrichten gebe es aber noch in Bezug auf die Folgewirkungen: Ein Plus von 118 Todesfällen, damit waren es bisher insgesamt schon 2.577. Einen Anstieg von 141 Patienten gibt es auch bei den Hospitalisierungen, aber "nur" 19 Patienten zusätzlich auf den Intensivstationen. Insgesamt sind es damit aber 704 Patienten auf Intensivstationen, erstmals mehr als 700.
Es gibt weiterhin mehr Neuinfizierte als Neugenesene. Die Zahl der Schwererkrankten steige weiterhin, aber nur noch um 7 Prozent, nicht mehr um 33 Prozent, wo dieser Wert schon einmal war. Anschober: "Die Situation ist weiterhin sehr ernst, in Teilbereichen sogar dramatisch."
Impfplan mit drei Phasen
Österreich stellt mit dem Impfexperten Clemens Auer einen von zwei Vorsitzenden des europäischen Steuerungskomitees, das die Auswahl der Impfstoffe und die Verhandlungen koordiniert. "Darüber können wir uns glücklich schätzen", so Anschober.
Die Impfkampagne gegen die Corona-Pandemie soll im Jänner 2021 starten. Die Impfungen sollen in der ersten Phase in Alters- und Pflegeheimen bei Menschen über 65 und beim Personal beginnen, erläuterte Auer. Höchste Priorität haben demnach auch Hochrisikogruppen mit definierten Vorerkrankungen sowie Pflege- und Gesundheitspersonal in Spitälern, Ordinationen, Rettungsorganisationen und sozialen Diensten.
Die erste Phase umfasst den Jänner und Februar 2021, hier werde Impfstoff nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Auer schätzte, dass zunächst eine Million Dosen vorhanden sein werde. Bei zwei notwendigen Teilimpfungen pro Person wären damit 500.000 Menschen zu immunisieren.
In einer zweiten Phase werde dann auch im niedergelassenen Bereich geimpft, mit Fokus auf die 24-Stunden-Pflege (Pflegebedürftige und PflegerInnen) sowie auf Personen mit Systemrisiko (Polizei, Justiz, Lehrer und Kindergärten).
200 Millionen Euro für Impfungen
200 Millionen stehen für den Ankauf von 16,5 Millionen Dosen mehrerer Hersteller zur Verfügung, so Anschober. Der Gesundheitsminister will eine Durchimpfungsrate von deutlich über 50 Prozent erreichen.
Ab dem zweiten Quartal 2021 soll in einer dritten Phaseauch die allgemeine Bevölkerung geimpft werden, und zwar auch über Impfstraßen in den Gemeinden.
Grundsätzlich sagte der Ressortchef, dass die Sicherheit an allererster Stelle stehe und nicht der Zeitfaktor. Dass in der ersten Phase noch nicht an der Peripherie geimpft werden könne, hänge auch mit der Logistik zusammen: Jener Impfstoff, der als erstes zur Verfügung stehen werde, müsse bei minus 80 Grad gelagert werden, was der Pharmagroßhandel nur an acht zentralen Standorten bewerkstelligen könne.
Welche Impfstoffe tatsächlich zum Einsatz kommen, entscheide die Arnzeimittelbehörde. Die Impfstoffe würden in Tranchen geliefert. Es sei keine Prinzipienfrage, sondern was als erstes zur Verfügung stehe, werde eingesetzt, denn schließlich gehe es um das Verhindern von Todesfällen und nicht um einen Schnupfen, ergänzte Maria Paulke-Korinek.
Massentests noch vor Weihnachten
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat am Montagabend nach dem Gespräch der Regierung mit den Landeshauptleuten für die Corona-Massentests geworben: "Auf dem Weg zurück zur Normalität sind in den kommenden Wochen und Monaten Massentests und Impfungen die zwei entscheidenden Faktoren", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Anschober (Grüne) warb für enge Zusammenarbeit und umfassende Digitalisierungsschritte. Sowohl die Massentests als auch die Impfungen würden freiwillig bleiben.
Kurz betonte nach der Sitzung mit den Landeshauptleuten Montag Abend, dass mit den Massentests noch vor Weihnachten begonnen werde. Voraussichtlich würden dann bereits im Jänner einige 100.000 Dosen Impfstoff geliefert: "Zunächst wollen wir die Risikogruppen und medizinisches Personal sowie Mitarbeiter in Pflegeheimen impfen und dann in die breite Masse gehen."
In allen Bundesländern sei der Wille und die Bereitschaft gegeben, beide Projekte voranzutreiben und zu unterstützen. Die Gespräche dazu würden in den kommenden Tagen intensiviert.
Die Erfahrungen und die Struktur für die Massentests sollten dann auch für die Impfung genutzt werden. Dazu soll bereits am Mittwoch im Ministerrat der Impfplan auf den Weg gebracht werden.
Claudia Gigler