Die Diskussion um Einschnitte bei der sogenannten Hacklerregelung hat am Samstag für dicke Luft unter den sonst durchaus einhellig auftretenden Seniorenvertretern gesorgt. Grund dafür ist das Lob von Ingrid Korosec, Obfrau des ÖVP-Seniorenbunds, für die Maßnahme.
Korosec verabschiede sich als Seniorenvertreterin, wetterte daraufhin der Vizepräsident des roten Pensionistenverbandes (PVÖ), Harry Kopietz. Er vermutet eine "Stallorder" aus der ÖVP.
"Wir haben die abschlagsfreie Frühpension stets als unfaire Lösung kritisiert, von der praktisch nur Männer mit einer bereits hohen Pension profitieren", meinte Korosec in einer Aussendung und erinnerte: "Die SPÖ mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer hat dieses System aus gutem Grund gemeinsam mit der ÖVP abgeschafft und ab 2014 ein Bonus-Malus-System eingesetzt."
Gemeinsam mit der FPÖ habe die SPÖ jedoch 2019 eine Kehrtwende vollzogen und dieses Prinzip zwecks Stimmenfangs kurz vor der Wahl gebrochen.
Gleichzeitig schaffe die Bundesregierung mit dem Frühstarterbonus ein neues Instrument im Kampf gegen Altersarmut, findet Korosec, die am Sonntag ihren 80. Geburtstag feiert.
Kopietz vom SPÖ-Pensionistenverband kann sich dem nicht anschließen: "Da kürzt ihre eigene Partei die Pensionsanpassung und führt auch wieder Abschläge für Menschen, die 45 Jahre gearbeitet haben, ein, und Korosec heißt den Pensionsraub der Kurz-ÖVP offenbar noch gut", schrieb er und fragt sich: "Wer will sich derart vertreten lassen?"
Nicht nur mit Kopietz, auch mit dem PVÖ-Vorsitzenden Peter Kostelka liegt Korosec im Clinch. Sie zeigte sich "äußerst verwundert" über dessen Kritik an der eingeführten Aliquotierung für die erste Pensionsanpassung. "Ich erinnere den Kollegen Kostelka gerne daran, dass wir genau diese Aliquotierung als faire Lösung für die erste Pensionsanpassung mehrmals gemeinsam im Seniorenrat beschlossen und auch gefordert haben", sagte sie. Dass Kostelka jetzt von "Pensionsraub" spricht, sei "gelinde gesagt befremdlich".