Einen Tag nach der Ankündigung von Kanzler Sebastian Kurz, in der Corona-Bekämpfung auf Massentests zu setzen, war Gesundheitsminister Rudolf Anschoberum Beruhigung bemüht. Die Tests seien nur ein Angebot, die Durchführung freiwillig. Noch sei auch unklar, ob man flächendeckend testet wie in der Slowakei, oder nur bestimmte Gruppen und Regionen.
In der Slowakei wurden Einwohner zwischen zehn und 65 Jahren zu Antigen-Schnelltests aufgerufen. Ganz freiwillig war das nicht, ohne negatives Testergebnis drohten Ausgangsbeschränkungen. In Österreich laufen die Vorbereitungen für Massentests hinter den Kulissen bereits seit Wochen.
Details unklar, Experten äußern Zweifel
Die Ankündigungspolitik der Regierung hält einer genaueren Überprüfung aber nicht stand. Auf die Frage, woher die Millionen von Antigentests stammen, mit denen die Bevölkerung getestet werden soll und wer deren Aussagekraft und Qualität überprüft, antwortete das Gesundheitsministerium: „Wir können noch nicht sagen, welche Tests es werden. Diverse Arten werden geprüft. Im Laufe der Woche soll es jedenfalls eine Teststrategie geben.“
Diese Unklarheit trotz Ankündigung erinnert an die letzte Anschober-Verordnung, in der es hieß, dass das gesamte Spitalspersonal einmal wöchentlich getestet werden soll. Spitalsärzte in der Steiermark und in Kärnten sagen aber: Man verfüge aktuell gar nicht über ausreichend Tests, um das umzusetzen. Diese müssten erst geordert werden. Zur Erinnerung: Die Verordnung gilt seit Anfang November. Und in der Zwischenzeit ist ein weltweites Wettrennen um den Kauf dieser Antigentests entstanden.
Experten gehen davon aus, dass der Beschaffungsprozess schwierig werden könnte. Moritz Bubik, Geschäftsführer der Grazer Firma „technomed“, widerspricht: Aus China könnte er mit seiner Firma bis zum 12. Dezember acht Millionen Tests beschaffen.
Fragezeichen bei Aussagekraft
Grundsätzlich sind diese Antigentests ein gutes Instrument, um infektiöse Patienten mit einer höheren Virenlast zu erkennen – damit sie in Quarantäne gehen und keine weiteren Personen anstecken. Sinkt die Virenlast jedoch, zeigen selbst die besten Tests Schwächen und schlagen nicht an.
Personen, die zu wenige Viren in sich tragen, können aber noch immer infektiös sein – es gibt also keine 100-prozentige Sicherheit. Deshalb eignen sich Antigentests nicht für Screeningprogramme (das sagen Hersteller selbst), um exakte Aussagen über die gesamte Bevölkerung zu treffen, wie Mediziner betonen.
Aktuell wird an einer detaillierten Umsetzung der angekündigten Massentests gearbeitet, im Laufe der Woche sollen diese bekannt gegeben werden. Laut Heer wären solche schon in zwei Wochen möglich.