Das Sozialministerium sucht Quereinsteiger für den Pflegeberuf und will mit Werbespots zum Umstieg motivieren. Der Personalbedarf in der Pflege sei aktuell die "größte arbeitsmarktpolitische Chance", sagte Minister Rudolf Anschober (Grüne) am Donnerstag. Elisabeth Anselm vom Dachverband der Pflegeorganisationen sieht die Personalfrage als "Herzstück" der aktuellen Reformbemühungen. Denn neben dem Anstieg der zu Pflegenden stehe auch eine Pensionierungswelle ins Haus.
Für Anschober geht es bei der Pflegereform sowohl um einen erleichterten Einstieg in den Pflegeberuf als auch um den Umstieg aus anderen Jobs in die Pflegebranche. In den Werbespots des Ministeriums, die u.a. über den ORF und über soziale Medien verbreitet werden sollen, erzählen fünf Pflegekräfte über ihre diesbezüglichen Erfahrungen - nach dem Motto "Berufe mit Sinn, Vielfalt und Zukunft".
Eine der "Darstellerinnen", Susanne Dietl, erzählte in der Pressekonferenz, warum sie sich nach 25 Jahren Berufserfahrung im Medienbereich für den Umstieg entschieden hat. Sie habe immer am Computer gearbeitet und überlegt, ob sie in den verbleibenden Berufsjahren nicht doch noch etwas Neues ausprobieren sollte. Sie strich insbesondere die guten Berufschancen heraus: "Das Ausmaß an Jobangeboten hat mich total überrascht. Nach jedem Praktikum geht man mit einem neuen Jobangebot nach Hause.."
Für Elisabeth Anselm von der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt, dem Dachverband der Pflegeorganisationen, wird die Personalfrage über den Erfolg der aktuellen Pflegereform entscheiden. Als Zielgruppe nannte Anschober auch rund 30.000 ausgebildete Pflegekräfte, die mittlerweile aus dem Beruf ausgestiegen sind. Er verwies einmal mehr auf den starken Anstieg der älteren Bevölkerung. So werde allein die Zahl der über 90-Jährigen von 2017 bis 2030 um mehr als ein Drittel ansteigen.
Die inhaltlichen Vorarbeiten für die Pflegereform will Anschober bis Jänner 2021 abschließen. Danach soll in einer "Zielsteuerungskommission" nach Vorbild des Gesundheitsbereichs mit den Ländern darüber verhandelt werden, welche Gesetzesänderungen und welche 15a-Verträge es zur Umsetzung der Reform braucht.