Frage: Wie viele Intensivbetten gibt es und wie viele davon sind für Covid-19-Patienten frei?
Antwort: Gesundheitsökonomin Maria Hofmarcher spricht von 2451 Intensivbetten in Österreich. Die Frage, wie viele davon für Corona-Patienten frei sind, ist falsch gestellt, sagt der ärztliche Leiter des Lorenz-Böhler-Spitals in Wien, Thomas Hausner. „Wir haben den Auftrag von den Krankenhausträgern, eine Auslastung von 85 bis 90 Prozent zu haben, weil das die teuersten Ressourcen sind. Die Betten sind also nicht frei, man kann sie aber – wenn nötig – freimachen, durch vorzeitige Entlassung von Patienten oder Verschiebung von Operationen“, sagt Hausner. Derzeit sind rund 250 Covid-Patienten in Intensivpflege, zehn Prozent der Gesamtkapazität.
Frage: Warum hat man nicht seit dem Frühjahr mehr Kapazitäten geschaffen?
Antwort: „Wir können natürlich hundert Betten aufstellen, aber wir brauchen dafür auch Ärzte und Geräte“, beschreibt Hausner das Problem. „Man lernt nicht in einem Crash-Kurs, wie man jemanden beatmet. Die Ausbildung zur Intensivpflegekraft dauert zwei Jahre zusätzlich zur Krankenpfleger-Ausbildung.“
Frage: Wie viel Personal wird auf Intensivstationen gebraucht?
Antwort: „Es gibt drei Level. Auf Level eins braucht man eine Pflegekraft für zwei Betten, auf Level zwei 1,5 und für Level drei zwei Personen“, sagt Thomas Hausner. „Level drei ist die höchste Versorgungsstufe mit dem höchsten Pflegebedarf pro Bett. Da liegen künstlich beatmete Patienten, die regelmäßig rotiert werden müssen.“ Deshalb sei Intensivmedizin sehr kostspielig und nicht beliebig ausweitbar.
Frage: Der Kanzler sprach von 6000 Neuinfizierten pro Tag als Auslöser für drastische Maßnahmen. Realistisch?
Antwort: „6000 Neuinfizierte an einem Tag sind sicher ein Wert, über den wir nicht kommen sollten“, sagt der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin, Klaus Markstaller. Die Zahl dürfte nächste Woche erreicht werden.
Frage: Wie sieht die Entwicklung der Zahlen bei Intensivbetten aus?
Antwort: Mitte November drohen 400 bis 500 Corona-Patienten auf Intensivstationen zu liegen. Innerhalb von zehn Tagen hat sich die Auslastung zuletzt verdoppelt. „Die Kurve kann sich auch abflachen, und das hoffen wir natürlich. Aber die Überlast ist absehbar, es müsste geradezu ein Wunder passieren, wenn es nicht so ist“, sagt Markstaller. „Wir können nur hoffen, dass dann der Trend in die richtige Richtung geht.“
Thomas Götz