Die Jugendorganisation der Grünen hat wieder einmal mit einem grenzwertigen Sujet provoziert. Ausgerechnet am Nationalfeiertag wurde in einem - mittlerweile gelöschten - Facebook-Posting aufgefordert: "Hört auf, Österreich zu feiern!" Unterlegt wurde die Botschaft mit dem Bild eines Kothaufens. Binnen kürzester Zeit sorgte der Beitrag für mehr als 1000 Kommentare und Dutzende "böse Emojis".
"Ein Griff ins Klo"
Man wollte eigentlich nur eine Debatte über den "blinden Nationalismus, der in vielen Österreichern verankert ist" anstoßen, erklärte Aram Darvishzadeh, Landessprecher der Grünen Jugend Steiermark, heute im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Dabei war das provokante Posting wohl nicht nur bildlich ein "Griff ins Klo", wie Darvishzadeh zerknirscht eingestehen musste.
Auch intern sorgte der Beitrag und die Social-Media Strategie des Bundesvorstandes der Grünen Jugend für offene Kritik. Die Inhalte des Postings würden keinesfalls die Meinung aller Mitglieder repräsentieren. "Wenn jemand stolz auf Österreich ist, ist das eine schöne Sache, aber man muss auch Grenzen ziehen", forderte Darvishzadeh zur Differenzierung auf. Nationalismus sei nicht gleichbedeutend mit positivem Patriotismus. Dafür gebe es bei der Grünen Jugend sehr wohl genug Raum.
"Herabwürdigung des Staates"
Der Hundstrümmerl-Beitrag sorgte indessen nicht nur auf den Sozialen Medien für einen Shitstorm im wahrsten Sinne des Wortes. Vor allem bei den Freiheitlichen zeigte man sich in ersten Reaktionen erbost. Die Freiheitliche Jugend erstattete umgehend Anzeige. Es liege ein Straftatbestand laut § 248 des Strafbuchgesetzes vor: Die Herabwürdigung des Staates und seiner Symbole. Seitens der Grünen Jugend Steiermark bekenne man sich nicht zu dieser Grenzüberschreitung. Es sei ein großer Unterschied, ob man dazu aufruft, Österreich nicht zu feiern, oder ob man den Staat beleidigt.
FP-Generalsekretär Michael Schnedlitz schließt sich der Kritik an. Es handle sich um "staatsfeindliche Kampagnen" die nicht tolerierbar seien, heißt es etwa in einer Aussendung des Freiheitlichen Parlamentsklubs. Weiters fordert Schnedlitz sogar eine Reaktion des Bundespräsidenten: "Falls Van der Bellen zu diesem Vorfall nicht reagiert, muss man wohl oder übel davon ausgehen, dass er die Position seiner Jugendorganisation teilt.“
Grüne Jugend als Wiederholungstäter
Die Aktion erinnert an eine Aktion der Grün-Alternativen Jugend vor 13 Jahren. 2007 hatte die grüne Parteijugend ein verfremdetes Plakat der Wiener Anti-Hundekot-Kampagne an der Zentrale in der Lindengasse angebracht, laut eigenen Angaben damals ebenfalls, um auf diese Weise Nationalismus-Kritik zu üben. Es wurde später entfernt, ebenso wie das Bild eines treuherzig blickenden Hundes mit dem Text "Nimm ein Flaggerl für dein Gaggerl" auf rot-weiß-rotem Grund.
Von Grünen-Klubobfrau Sigi Maurer heißt es in einer knappen Stellungnahme: "Es ist legitim dass Jugendorganisationen ihre politischen Ansichten auch provokativ äußern. Auch den Grünen ist es wichtig, Nationalismus zu bekämpfen, wir teilen aber weder Form noch Aussage dieses Postings."
Jakob Illek