Angesichts der Donnerstag publik gewordenen Personalabsprachen zwischen ÖVP und FPÖ im ORF aus dem Jahr 2019 fordert der Redakteursrat des Senders ein neues ORF-Gesetz. "Der ORF gehört nicht den Parteien, sondern den Österreicherinnen und Österreichern", heißt es in einer Aussendung des Redakteursrats. Gefordert wird u.a. das Ende der Beschickung des ORF-Stiftungsrats durch Parteigänger sowie ein Mitspracherecht der Redaktion bei Führungsposten.
"Es ist das erste Mal, dass offenbar klare Absprachen zwischen hohen politischen Parteifunktionären und dem Vorsitzenden des ORF-Stiftungsrates öffentlich werden", reagieren die Vertreter der ORF-Redakteure "empört" auf die Chatprotokolle. Demnach gab es zwischen ÖVP, FPÖ und ORF-Führung vor Auffliegen der Ibiza-Affäre 2019 und der folgenden Neuwahl Absprachen über die Neubesetzung von Führungsposten im Sender.
"Wenn ganze 'Personalpakete' in Parteizentralen vereinbart und sich der Stiftungsrats-Vorsitzende auf angebliche Absprachen mit dem ORF-Generaldirektor beruft, dann führt das alle gesetzlich und intern vorgesehenen Ausschreibungen, Hearings und Bewerbungsprozesse im ORF ad absurdum", kritisiert die ORF-Redakteursvertreter. Sie fordern ein neues ORF-Gesetz, das der Redaktion auch echte Mitspracherechte bei der Bestellung von Führungskräften gibt - konkret die Möglichkeit, einen Chefredakteur abzulehnen.