Die Reihen der Schülerinnen und Schüler sind gelichtet, wegen Corona dürfen nicht mehr als zehn Teilnehmer bei einem Integrationskurs dabeisein. Heute ist Vorstellungstag, Einführung. Der Lehrer erklärt, was alles vermittelt werden soll in den acht Stunden, die ihm zur Verfügung stehen. Zugang zum Arbeitsmarkt, wie man zu Sprachkursen kommt, wie wir uns vor Corona schützen können und die Spielregeln des Zusammenlebens in Österreich.
Heute hat sich Integrationsministerin Susanne Raab angesagt. Sie setzt sich unter die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und fragt sie nach ihren Berufswünschen, ihrer Herkunft, ihren Sorgen. Viele sprechen schon gut Deutsch, die Arabisch-Dolmetscherin überträgt alles für die Syrer, Iraker und Ägypter, die in dieser Klasse sitzen.
Mehr Geld für Integration
Die Ministerin hat zu dem Termin im Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) geladen, um die Aufstockung ihres Integrationsbudgets um 35 Millionen auf 103 Millionen zu erläutern. 28 Millionen Euro davon sind zwar Umschichtungen aus dem Arbeitsressort und für Deutschkurse gebunden, mit dem Rest will sie aber weitere Schwerpunkte setzen. Unter anderem sollen die seit 2017 verpflichtenden Werte- und Orientierungskurse verlängert werden, auch wenn noch nicht feststeht, wie lange die Kurse letztlich dauern sollen. 35.000 Asylberechtigte und Menschen mit subsidiäre Bleiberecht haben solche Kurse bisher besucht, sagt sie.
Die Ministerin empfiehlt den Kursteilnehmern als guten Weg der Annäherung an die Österreichische Gesellschaft ehrenamtliches Engagement, beim Roten Kreuz, bei der Caritas oder bei der Gemeinde. Eine Teilnehmerin erzählt, dass sie schon dabei sei.
Was sonst noch gefördert werden soll
Im Nebenraum sagt Raab dann noch, sie rate in Wien ansässigen jungen Migranten, sie mögen auch Jobangebote aus Westösterreich annehmen, solange sie noch nicht in der Hauptstadt verwurzelt seien. Außerdem wolle sie den Kampf gegen Antisemitismus fördern, die Dokumentationsstelle für politischen Islam und die Stärkung von Frauen mit Migrationshintergrund.
Raab räumte ein, dass es durch die Coronakrise für Flüchtlinge derzeit am Arbeitsmarkt oder beim Ehrenamt schwer sei. "Integration lebt davon, dass Menschen in Begegnung kommen", sagte sie. Weil es sich aber um einen langfristigen Prozess handle, arbeite man aktuell am Stärken und Vorbereiten. Wenn der persönliche Kontakt wieder möglich sei, könne man dann wieder voll durchstarten.