Die Wien-Karte ist nach dem Urnengang auf Gemeindeebene wieder vollends errötet. Musste sich die SPÖ 2015 in Floridsdorf und Simmering der FPÖ geschlagen geben, sorgte der Absturz der Blauen nun auch dort für einen Sieg der Sozialdemokraten. Damit ist die SPÖ bei der Gemeinderatswahl laut dem vorläufigen Endergebnis ohne Wahlkarten nun in allen Bezirken stimmenstärkste Partei. Jedoch: In der City könnte auch die ÖVP vorne liegen. Entscheiden werden die Wahlkarten.
Am stärksten schnitt die SPÖ einmal mehr in der Brigittenau ab. Dort kam sie laut dem Resultat der Urnenwahl auf 50,6 Prozent, das ist ein Plus 7,56 Prozentpunkten. In der City liegen SPÖ und ÖVP beim Urnenwahlergebnis sehr nah beieinander. Der Stimmanteil der Sozialdemokraten beim vorläufige Endergebnis beträgt 30,15 Prozent, jener der Türkisen 29,80 Prozent. Laut den Hochrechnungen von SORA und ARGE Wahlen dürfte die Volkspartei aber letztendlich die Nase vorne haben. In allen anderen Bezirken wird der SPÖ der erste Platz wohl nicht mehr zu nehmen sein.
Damit wäre ein gewohntes Bild wiederhergestellt: Die Innenstadt hat bereits wiederholt auf Gemeindeebene für den einzigen nicht-roten Bezirk gesorgt. Am stärksten hat die Volkspartei übrigens in Hietzing abgeschnitten. 29,96 Prozent konnten dort erzielt werden. Die FPÖ verzeichnete nirgends Zuwächse, das beste Ergebnis erzielte sie in ihrer Hochburg Simmering. Sie kam dort auf - laut vorläufigem Endergebnis - 17,17 Prozent, was trotzdem einen veritablen Absturz laut Urnenwahl um 25,73 Prozentpunkte bedeutet. Der große Wahlverlierer FPÖ büßte in allen Bezirken mehr als zehn Prozentpunkte ein, 18 Mal blieben die Blauen unter zehn Prozent.
Hier geht's zur Analyse des Wahlergebnisses von Michael Jungwirth.
Stärkster grüner Bezirk bei den Gemeinderatswahlen ist einmal mehr Neubau. Die Öko-Partei darf sich dort über einen Stimmanteil von 27,60 Prozent freuen. Das beste Ergebnis der NEOS setzte es in der Innenstadt, wo die Rathaus-Pinken laut vorläufigem Endergebnis 12,11 Prozent der Wähler für sich gewinnen konnten. Heinz-Christian Strache schnitt in Floridsdorf am besten ab. Er konnte dort 6,15 Prozent der Stimmen lukrieren.
Wird die Josefstadt grün?
Ein wenig anders sieht es bei den am Sonntag ebenfalls abgehaltenen Bezirksvertretungswahlen aus. Die ÖVP-Regentschaft in der Josefstadt in Sachen Bezirksvertretung wackelt ordentlich. Denn laut vorläufigem Urnengang-Endergebnis der Wiener Bezirksvertretungswahlen liefern sich die Türkisen im 8. Bezirk mit den Grünen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Volkspartei mit Bezirksvorsteherin Veronika Mickel erreichte vorerst 30,19 Prozent - dicht gefolgt von den Grünen, die auf 29,50 Prozent kamen.
Laut SORA-ORF-Hochrechnung dürften die Grünen inklusive Wahlkarten den Bezirk am Ende erobern können. Demnach kämen die Grünen letztendlich auf 31,1 Prozent, die ÖVP auf 30,1 Prozent. Der 8. Bezirk war schon einmal grün regiert. Die Ökos konnten den Bezirk 2005 erstmals erobern. Nach parteiinternen Zerwürfnissen ging der Achte allerdings bei der nächsten Wahl wieder an die Volkspartei verloren.
Die Leopoldstadt wird dafür wieder rot: Die SPÖ konnte bei den Wiener Bezirksvertretungswahlen den 2. Bezirk den Grünen wieder entreißen. Laut SORA-ORF-Hochrechnung inklusive Briefwahlstimmen werden die Sozialdemokraten die Ökos mit mehr als zehn Prozentpunkte Unterschied - 37,7 zu 27,2 Prozent - schlagen.
In Währing und Neubau werden die Grünen an der Macht bleiben. Drei der vier derzeit von der ÖVP regierten Bezirke bleiben in türkiser Hand - nämlich die Innenstadt, Hietzing und Döbling.
Alle anderen Bezirke werden künftig von der SPÖ regiert werden, die auch ihre alte und neue Hochburg Simmering von der FPÖ zurückholen konnte.