Welche sozialen Auswirkungen hat die Corona-Krise auf unsere Gesellschaft? Dieser Frage ist eine breit angelegte Studie mehrerer Forschungs- und Uni-Institute nachgegangen. In einer Pressekonferenz präsentierte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) heute die Ergebnisse - gemeinsam mit dem Leiter des österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), Christoph Badelt und dem Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS), Martin Kocher.
"Ja, wir haben die schwerste Pandemie seit 100 Jahren", erklärte Anschober zu Beginn der Pressekonferenz. Man stehe nun vor großen Herausforderungen, denn es gebe "massive Auswirkungen" auf Wirtschaft und den Sozialbereich. Wie diese genau aussehen, soll die neue Studie zeigen. Diese umfasse zehn Kapitel, die ersten vier wolle man nun präsentieren.
Nun müsse man alles daran setzten, dass "aus dieser schweren Gesundheitskrise keine Sozialkrise wird". Die Regierung erarbeite nun einen Aktionsplan gegen Armut. Angesichts steigender Infektionszahlen erklärte Anschober, dass es in der kommenden Woche zu einer Halbierung der Zahlen kommen sollte, das sei jedenfalls das Ziel.
Arbeitslosenquote bleibt hoch, weniger Krankenstände
"Die tiefste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg muss auch zu sozialen Verwerfungen führen", erklärte IHS-Chef Kocher. Vom Einbruch der Wirtschaft um bis zu sieben Prozent - "eine sehr starke Rezession" - werde man sich nur langsam erholen, Ende 2021 könnte es soweit sein. Die Entwicklung wirke sich klar auf die Arbeitslosigkeit aus, "auch 2024 werden wir die Arbeitslosenquote von vor der Krise noch nicht erreicht haben".
Das wirke sich auch auf die Sozialversicherungen aus, der Rückgang bei der Beschäftigung spüle deutlich weniger Geld in die Kassen. Aber: "Die Krankenstände haben sich in dieser Zeit massiv reduziert." Man wisse aber nicht genau, welche langfristigen Folgen dieser Umstand haben werde. Junge Menschen haben zudem "große Schwierigkeiten", am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
"Explosion" bei Subventionen
Laut WIFO-Chef Badelt werden die Staatsschulden zwischen 2019 und 2020 um fast 15 Prozentpunkte von 70 auf fast 85 Prozent steigen. Das sei den massiven Ausgaben der Regierung zur Bewältigung der Krise zu verdanken. Bei den Subventionen kam es "zu einer Exposition", auch die Sozialausgaben seien stark gestiegen. "Wir haben eine historisch einmalige Ausdehnung der Aktivität des öffentlichen Sektors und das ist gut." Dennoch sei man hier gut unterwegs, wenn man das Ausmaß der Krise betrachte.
Bei den "Corona-Arbeitslosen" kam es zu einen Einkommensverlust von drei Prozent, mittlere und höhere Einkommen haben ebenfalls Verluste erlitten. In den obersten Einkommensstufen seien diese noch höher. "Die Krise war und ist massiv und sie wurde durch das Agieren der Regierung wesentlich abgefedert." Die Hilfen werde man aber nicht so schnell zurückfahren können.