Der zweite Abend in Folge, an dem ORF-III-Chefredakteurin Ingrid Thurnher und ORF-Wien-Chefredakteur Paul Tesarek zu drei Zweier-Konfrontationen luden, bei denen alle sechs der im Gemeinderat vertretenen Parteien jeweils einmal zum Zug kommen.
Hebein gegen Strache
Den Anfang machten die Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) und der ehemalige Vizekanzler Heinz-Christian Strache, der mit seiner eigenen Liste in den Gemeinderat einziehen möchte. Nach einer freundlichen Begrüßung wurde es schnell explosiv. Schon in der Deutung von grundsätzlichen Begriffen waren sie sich uneinig. "Sicherheit heißt für die Wienerinnen auch, dass wir die Corona- und die Klimakrise gut in den Griff kriegen", sagte Hebein etwa bei der Diskussion um Waffen für Verkehrspolizisten, "Und sie machen Angst mit Machetengeschichten."
Hitzig blieb es, als Strache die Kosten für den öffentlichen Pool, der über den Sommer auf einer Kreuzung am Gürtel aufgestellt war, kritisierte. Hebein hielt ihm seine eigene Spesenabrechnung vor, mit "Kosten für Ihren privaten Pool - und jetzt mokieren Sie sich, dass ein bisschen Geld ausgegeben wird für Menschen, die keinen eigenen Pool haben und nicht in Villengegenden wohnen."
Strache konterte mit Wortspielen wie "Vizebademeisterin" und "Wassermelone" (außen grün, innen rot). "Im Grund trennen uns Planeten, Herr Strache", sagte Hebein.
Blümel gegen Wiederkehr
Subtilere aber keinesfalls freundlichere Angriffe gab es im zweiten Duell zwischen Gernot Blümel (ÖVP) und Christoph Wiederkehr (Neos), die als bürgerliche Parteien um die selben Wähler buhlen. In der Diskussion um Zuschüsse und Coronahilfen blieb Blümel in der Rolle des Finanzministers.
Bei der Frage nach der Aufnahme von Flüchtlingskindern von den griechischen Inseln warf Wiederkehr Blümel Herzlosigkeit und Politik ohne Anstand vor. Blümel will nicht als Hardliner gelten, weil er es "wichtig findet, vor Ort zu helfen." "Beschämend und zynisch" nannte Wiederkehr das angesichts der Beiträge, die Österreich für die internationale Flüchtlingshilfe ausgibt. Eine Zusammenarbeit mit der ÖVP hatte Wiederkehr schon im Vorfeld ausgeschlossen.
Ludwig gegen Nepp
Das dritte Duell - SPÖ gegen FPÖ - war bei der Landtagswahl 2015 noch ein Match um den Bürgermeister (oder wurde zumindest von der SPÖ geschickt als solches inszeniert). Diesmal ist die Konfrontation zwischen Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Dominik Nepp (FPÖ) keine Diskussion auf Augenhöhe.
"Verraten und verkauft" habe Ludwig die Menschen in den Gemeindebauten, die sie durch den Zuzug von außen "nicht mehr wiedererkennen. "Verraten und verkauft haben Sie einiges, zum Beispiel die BUWOG, als Sie in der Regierung waren", konterte Ludwig, "In Wien sind wir stolz darauf, dass wir die Gemeindebauten nicht privatisiert haben und so günstigen Wohnraum gesichert haben.
Integration bezeichnete Ludwig als "Sisyphusarbeit", die aber kein Spezifikum der Gegenwart sei: "Die Familien von vielen Menschen, die unsere Stadt aufgebaut haben, sind aus andern Ländern genommen."
Fazit nach drei Diskussionen: Selbst in einem Land, das aus fünf Parlamentsparteien in den letzten Jahren drei verschiedene Regierungskonstellationen durchgeprobt hat, gibt es politische Konstellationen, die undenkbar sind.
Veronika Dolna