Im Südosten Wiens, im letzten Eck von Simmering, gibt es einige Gebäude, die sich als "innere Organe" Wiens bezeichnen lassen. Für das Funktionieren der Stadt sind sie unerlässlich, ständig ansehen möchte man seine Nieren dann aber doch nicht. Dort, in und um Kaiserebersdorf, werden etwa die Busse, U- und Straßenbahnen der Wiener Linien gewartet und repariert, jährlich tausende Körper eingeäschert und das gesamte Abwasser der Stadt gereinigt. Geht es nach Paul Stadler, soll hier irgendwann die U3 durchfahren, vielleicht sogar ins Zentrum von Schwechat oder gar zum Flughafen.
Der U-Bahn-Ausbau über das Zentrum von Simmering hinaus ist für den ersten und bis jetzt einzigen FPÖ-Bezirksvorsteher Wiens ein notwendiges Projekt: "Simmering wächst. Man sollte jetzt nachdenken, wie der öffentliche Verkehr hier in Zukunft aussehen kann", sagt Stadler. Das sieht auch sein roter Stellvertreter Thomas Steinhart so: "Es braucht ein ordentliches Verkehrskonzept für Simmering, besonders in Kaiserebersdorf", sagt Steinhart. Er ist nicht nur Stadlers Stellvertreter, sondern auch sein direkter Konkurrent um den Sessel des Bezirksvorstehers. Nach jahrzehntelanger roter Dominanz im Elften, viele Jahre auch mit absoluter Mehrheit, gelang Stadler vor fünf Jahren mit exakt 401 Stimmen Vorsprung auf die SPÖ der überraschende Sprung an die Spitze.
Heuer geht es für Stadler darum, trotz der zu erwartenden Verluste der FPÖ auf Stadtebene, den Posten zu verteidigen. Er selbst ist vorsichtig optimistisch: "Ich bin kein Hellseher, aber von dem, was ich so höre, unterscheiden die Leute sehr wohl zwischen Parteipolitik und dem, was man im Bezirk macht." Dass Stadler sich und seine Arbeit im Bezirk möglichst scharf von den Turbulenzen an der Parteispitze trennen möchte, war schon im Herbst zu erkennen. Er war einer der ersten aus der FPÖ, die den Ausschluss von Heinz-Christian Strache aus der Partei forderten. Dass möglichst viele Wähler zumindest auf dem gelben Wahlzettel für die Bezirksvertretung das für Stadler richtige Kreuz machen, möchte er mit einer erweiterten Bezeichnung sicherstellen: "Liste Bezirksvorsteher Paul Stadler – Freiheitliche Partei Österreichs" wird dort stehen.
Egal ob der Bezirksvorsteher nach der Wahl Stadler oder Steinhart heißt, in den kommenden fünf Jahren dürften ähnliche Themen im Mittelpunkt stehen. Neben der besseren Öffi-Anbindung des Stadtrandes fordern beide mehr Ärzte für Simmering und eine bessere Lösung der Parkplatzsituation. Anfang des Jahres beschloss das Bezirksparlament die Einführung des Parkpickerls. Das wurde aber nie umgesetzt, weil die Stadt an einer neuen, einheitlichen Lösung arbeitet, die nach der Wahl kommen soll. Mit dem "alten" System wollte man nichts mehr einführen. Steinhart führt das auf schlechte Verhandlungen Stadlers zurück. Der Bezirksvorsteher hätte sich von Vizebürgermeisterin Hebein "über den Tisch ziehen lassen“.
Stadler hingegen bemängelt die fehlende Unterstützung aus dem Rathaus. Das sei nicht nur beim Parkpickerl der Fall gewesen, sondern habe sich durch die gesamten fünf Jahre gezogen, von der Verkehrsplanung bis hin zur Nicht-Einladung Stadlers zu Spatenstichen. Er ist aber zuversichtlich, dass sich das in einer möglichen zweiten Amtsperiode bessern würde: "Viele sind draufgekommen, dass man mit mir eh normal reden kann."
Peter Schöggl