Klimaschutz- und Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) trifft heute Nachmittag per Videokonferenz zum ersten Mal in großer Runde mit den neun Verkehrslandesräten zusammen, um die Umsetzung des 1-2-3-Tickets zu verhandeln. Gewessler rechnet weiter damit, dass die "3"-Phase, also ein Jahresicket, das in allen öffentlichen Verkehrsmitteln in Österreich um 1095 Euro (drei Euro pro Tag) gelten soll, kommendes Jahr in Kraft tritt: "Ziel ist die erste Jahreshälfte 2021", sagt Gewessler in einem Mediengespräch im Vorfeld der Konferenz. Für Jahreskarteninhaber einzelner Verkehrsverbünde, die im Laufe von 2021 auf das neue Ticket umsteigen wollen, soll es eine aliquot abgerechnete Lösung geben.
Nachdem einzelne Landesräte in den vergangenen Wochen Sorgen über die Finanzierung des 1-2-3-Tickets geäußert hatten - etwa, ob sie Ersatz für den Umsatz bekommen, wenn Jahreskartenbesitzer in Landes-Verkehrsverbünden auf ein billigeres Österreich-Ticket umsteigen - versichert Gewessler: "Den Ländern entstehen durch die Österreichstufe des 1-2-3-Tickets keine Kosten". Der Bund werde sämtliche Einnahmenverluste dadurch, dass Kunden, die zum Österreichticket wechseln, keine Einzelfahrscheine und Zeitkarten der Verbünde und Verkehrsbetriebe mehr kaufen, zu hundert Prozent ersetzen, so die Ministerin.
Derzeit laufen noch technische Verhandlungen mit den Ländern, heißt es aus dem Ministerium: Áufgrund der unterschiedlichen Tarif- und Abrechnungsstrukturen in den Ländern und Regionen braucht es spezielle Formeln für jeden Verbund bzw jedes Unternehmen, wie diese Kosten ermittelt werden. Die Basis dafür sollen unter anderen Personenkilpometer, die bisherigen Erlöse und die bisherigen Tarife der Verbünde sein. Vor Einführung des Gesamttickets soll ein eigener Vertrag zwischen Bund und jedem Verbund und Land diese Berechnungsmethode individuell fixieren.
Im Budget sei jedenfalls Vorsorge für das Österreich-Ticket getroffen, sagt Gewessler: für die kommenden Jahre sind in Summe 245 Millionen Euro an Zuschüssen des Bundes fixiert. In diesem Zeitraum rechnet das Ministerium mit rund 100.000 Kunden, die das Österreich-Ticket in Anspruch nehmen.
Während sich Gewessler und die Länder im Grunde einig über das Ziel des Gesamttickets sind, bremsen einige Verkehrsreferenten: Sie wollen dem "3"-Ticket erst zustimmen, wenn auch die Umsetzung der Phasen 1 (ein Ticket um 365 Euro für ein Bundesland) und 2 (730 Euro für zwei Länder) fixiert ist - was angesichts der komplexen Abrechnung dieser Karten kaum mit Gewesslers Ziel, Phase 3 schon 2021 anzubieten, in Einklang zu bringen sein dürfte.
Die grüne Ministerin deutet an, hier verhandlungsbereit zu sein: Sie will den Ländern eine "Roadmap" zu den Schritten 1 und 2 anbieten - und auch, dass die Phase 2 genau den Bundesländergrenzen folgen muss, sei noch nicht ausgemacht. Im Vorfeld hatte etwa Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil Kritik geübt, dass Pendler aus dem Burgenland nach Wien das 3-Ticket kaufen müssten, während Niederösterreichern, die die gleiche Distanz fahren, das 2er-Ticket reichen würde. "Wenn es bessere Vorschläge gibt, werden wir uns diese gerne anschauen", sagt Gewessler.
Georg Renner