Die Sozialpartner und die Industriellenvereinigung machen sich gemeinsam für einen massiven Ausbau der Kinderbetreuung stark. Sie fordern eine flächendeckende, flexible und leistbare Kinderbetreuung in ganz Österreich mit ausreichend vielen Plätzen, insbesondere für Unter-3-Jährige. Ab Herbst 2025 soll es einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem 1. Geburtstag geben, forderten sie am Mittwoch. Der Kindergartenplatz müsse außerdem "leistbar" sein.

Dieser Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung soll in zwei Etappen eingeführt werden. Ab Herbst 2023 soll er ab dem 2. Geburtstag gelten, zwei Jahre später dann ab dem 1. Geburtstag. Im Sinne der Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Beruf sollen die täglichen und jährlichen Öffnungszeiten so gestaltet sein, dass sie eine Vollzeitarbeit für beide Eltern ermöglichen. Außerdem wünschen sich Sozialpartner und IV auch Betreuungsangebote durch Tageseltern zu Randzeiten oder an Wochenenden. Dazu komme Ferienbetreuung für Schulkinder für zumindest 6 Wochen in ganz Österreich.

Bessere Betreuung

Es müsse aber nicht nur mehr sondern auch bessere Kinderbetreuung geben. Die Sozialpartner hoffen auf ein "gesellschaftliches Umdenken", sodass sich Eltern nicht mehr rechtfertigen müssen, wenn sie ihre Kinder in Betreuung geben, hieß es in der gemeinsamen Pressekonferenz von Korinna Schumann (ÖGB-Vizepräsidentin und -Frauenvorsitzende), Martha Schultz (WKÖ-Vizepräsidentin und Bundesvorsitzende FiW), Renate Anderl (AK Präsidentin), Andrea Schwarzmann (Bundesbäuerin und Vizepräsidentin der LK Vorarlberg) sowie Christoph Neumayer (IV-Generalsekretär).

Unbürokratische Förderung

Der Staat solle Betriebe mit unbürokratischen Förderungen unterstützen, dass betriebliche Kindergärten verbessert werden. Es brauche gemeinsame Anstrengungen und eine Kooperation zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Für die Kleinkindergruppen und Kindergärten wünschen sich Sozialpartner und IV eine klare Zuständigkeit auf Bundesebene und die Festlegung einheitlicher, hoher Mindeststandards für die pädagogische Qualität in einem Bundesrahmengesetz. Den im Regierungsprogramm vorgesehenen Beirat für Elementarpädagogik begrüßen die Institutionen.

Ein Jahr ist zu kurz

Das eine verpflichtende kostenlose Kindergartenjahr habe sich als sehr wirksam, jedoch deutlich zu kurz erwiesen und solle auf zwei Jahre für alle Kinder ausgeweitet werden. Dabei sei die Förderung von Deutsch, aber auch eine Förderung in der Erstsprache der Kinder nötig, um einen guten Erwerb der deutschen Sprache zu ermöglichen. Zusätzlich sollen Grundkenntnisse in Fremdsprachen, insbesondere Englisch aber auch digitale, technische und naturwissenschaftliche Kompetenzen gefördert werden.

Qualifiziertes Personal

Österreich müsse sich um mehr ausreichend qualifiziertes Personal für den Ausbau der Kleinkindergruppen und Kindergärten bemühen und solle mehr Männer und Personen mit nicht-deutscher Muttersprache für die pädagogischen Berufe anwerben. Unter anderem steht der Ausbau der Erwachsenenkollegs der BAFEPs am Wunschzettel der Sozialpartner und der IV. Mittelfristig brauche es einen Abschluss für Elementarpädagogik auf tertiärem Niveau.

Die von der Bundesregierung geplante substanzielle Aufstockung der laufenden 15a-Vereinbarung sei gut aber nicht ausreichend. Die EU-Staaten investieren im Schnitt 1 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung in Kindergärten, Österreich um ein Drittel weniger. Würde Österreich aufholen, dann stünde über 1 Milliarde mehr jedes Jahr für die Elementarbildung zur Verfügung. Das Geld solle mit dem tatsächlich bereitgestellten Angebot verknüpft werden, indem Zuschüsse pro betreutem Kind ausbezahlt werden.