Die Regeln wären relativ simpel. ATV bittet die Spitzenkandidaten für die Wien-Wahl kommenden Sonntag um 20:15 zum „Duell im Riesenrad“. Jede Diskussion dauert eine Runde im Riesenrad, also etwa 15 Minuten. Die Diskussionspaarungen wurden von der Redaktion ausgewählt: SP-Bürgermeister Ludwig soll mit Gernot Blümel von der ÖVP diskutieren, die grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein mit Neos-Chef Christoph Wiederkehr, und FPÖ-Spitzenkandidat Dominik Nepp mit seinem Ex-Chef Heinz-Christian Strache vom gleichnamigen Team HC Strache.
Das erwartet spannende Duell von Nepp und Strache ist nun aber schon im Vorhinein abgeblasen, denn Nepp tritt nicht an. FPÖ-Landesparteisekretär Michael Stumpf verweist auf das Ergebnis der letzten Wahl: „Es ist für uns nicht akzeptabel, dass die FPÖ als zweitstärkste Partei einzig und alleine mit der Splittergruppe THC diskutieren soll, die gar nicht in den Gemeinderat einziehen wird. Wir stehen für diese Missachtung des Kräfteverhältnisses nicht zur Verfügung und werden daher nicht teilnehmen.“ ATV breche damit „jegliche Regeln des Objektivitätsgebots“, so Stumpf.
ATV sieht das wenig überraschend anders: „Die Auswahl der drei ATV-Duell-Paarungen fußt auf einer redaktionellen Entscheidung, die ausschließlich anhand journalistischer Kriterien getroffen wurden“, heißt es in einer Stellungnahme des Senders. Würde jeder gegen jeden eine Runde lang diskutieren, würde die Sendung unzumutbare 6,5 Stunden dauern. Sollte es sich die FPÖ jedoch anders überlegen, bleibt die Einladung zum Duell jedenfalls bis Sonntag aufrecht.
Für die FPÖ ist entpuppt sich das zum Eigentor, denn die ATV-Regeln sehen vor, dass bei Absage eines Spitzenkandidaten der vorgesehene Diskussionspartner von Moderatorin Sylvia Saringer zum Einzelinterview gebeten wird. Heinz-Christian Strache bekommt also dank der FPÖ-Absage die doppelte Sendezeit.
Peter Schöggl