Die Neos träumen von Tesla in Wien. Gemeint ist damit kein Wunsch nach Erneuerung des pinken Fuhrparks, sondern der Ruf nach mehr innovativen Leitbetrieben in der Stadt. "Warum baut Tesla eine Fabrik in Berlin und nicht in Wien? Warum geht Infineon nach Villach? Warum siedelt sich Google in Zürich an? Wien ist einfach nicht attraktiv genug und schuld daran sind die Rahmenbedingungen", sagt Christoph Wiederkehr, Neos-Spitzenkandidat bei der Wien-Wahl, bei einem Medientermin am Montag.
2018 verkündete Tesla-Chef Elon Musk die Pläne für eine "Gigafactory", um dort ab kommendem Juni die Modelle 3 und Y zu produzieren. Zahlreiche Regionen bewarben sich um eine Ansiedlung, im November 2019 bekam das südöstlich der deutschen Bundeshauptstadt gelegene Grünheide den Zuschlag. Dort werden dem E-Auto-Giganten, der mittlerweile mehr wert ist als Toyota, VW und Daimler zusammen, alle Wünsche erfüllt. Die Landesregierung bildete eine eigene Taskforce, um das Genehmigungsverfahren möglichst schnell abzuwickeln, kam beim Grundstückspreis entgegen und lässt unter anderem 150 Hektar Wald roden – der allerdings von Tesla woanders neu gepflanzt werden muss. Dafür sollen 40.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Wien stand mit Tesla über den Bau einer Produktionsstätte nicht in Verhandlungen, heißt es aus der für Betriebsansiedelungen zuständigen Wirtschaftsagentur. Dass die Stadt für internationale Unternehmen als Standort nicht attraktiv sei, will man dort aber nicht gelten lassen. Mit 266 neuen Betrieben habe Wien 2019 zum achten Mal in Folge einen Ansiedelungs-Rekord verbuchen können. "Diese lösten 731 Millionen an Investitionen aus und brachten 1.972 neue Arbeitsplätze", erklärte SPÖ-Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke im Juni.
Angesichts der aktuellen Arbeitslosigkeit sei das viel zu wenig, sagt Neos-Spitzenkandidat Wiederkehr. Unter den vorherrschenden bürokratischen Hürden werde sich auch nichts Grundlegendes ändern, stattdessen würden weitere große Firmen das Weite suchen. "Mit Philips und Unilever sind zwei internationale Player weg aus Wien, General Motors wird wohl folgen. Was aber besonders schmerzt, ist die Abwanderung von Wiener Traditionsbetrieben wie Niemetz oder Schlumberger", sagt Neos-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn. Ansiedlungen wie jene von Boehringer Ingelheim in Meidling brauche es hingegen "jedes Jahr, nicht alle 20 Jahre", ergänzt Wiederkehr. 700 Millionen Euro investierte der Pharmakonzern in die Standorterweiterung, 500 Arbeitsplätze wurden dabei geschaffen.
Noch gebe es einige Projekte abzuarbeiten, heißt es vonseiten der Wirtschaftsagentur. Daher blicke man trotz Corona positiv in die Zukunft. Man befinde sich mit mehreren internationalen Firmen in Verhandlungen. Dass Österreich zu den Ländern zählt, die die Krise bislang mit am besten bewältigt haben, helfe dabei. Auch größere Projekte seien dabei, Details will man aber keine verraten.
Andreas Terler