Obwohl die aktuell gelb geschaltete Corona-Ampel in Wien Veranstaltungen mit bis zu 100 Personen erlaubt, verlegte die ÖVP Wien ihren Wahlkampfauftakt am Donnerstagabend kurzerhand ins Internet. Die steigenden Infektionszahlen in der Hauptstadt hatten die Wiener Türkisen nervös gemacht. „Ganz gleich, ob es erlaubt ist: Es ist richtig, das so abzuhalten, wie es gemacht wird“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz, der zu der Handvoll Menschen gehörte, die nicht kurzfristig wieder ausgeladen wurden: „Die Gesundheit ist wichtiger als ein Wahlkampf.“
Auf der Bühne, die auf der Straße vor der Parteizentrale aufgebaut war, schwor er die türkise Anhängerschaft vor einer Handvoll Journalisten auf die Wien-Wahl ein: „Jede Stimme wird uns in Wien, aber auch auf Bundesebene die türkise Bewegung stärken.“ Fans waren per Videokonferenz dabei und wurden auf der Rückwand der Bühne eingeblendet. Zuspruch gab Applaus aus dem Lautsprecher.
Nach wenigen Minuten trat Kurz ab und Gernot Blümel, der Wiener Spitzenkandidat, auf die Bühne. Erst heute früh, als er die Zahl der Neuinfektionen gesehen hab, entschied er sich dazu, die für hundert Gäste geplante Veranstaltung anders zu organisieren.
"Absolute verhindern"
Auch Blümel verließ die Bühne nach kurzer Zeit. Über das Wahlprogramm sprach er nicht live, sondern in einem vorproduziertem Image-Video. Als Schwerpunkte setzte er mehr Arbeitsplätze, etwa durch Tourismuszonen, die Wiener Mindestsicherung und den Bereich Integration. Auch Videoeinspieler von Integrationsministerin Susanne Raab und Innenminister Karl Nehammer unterstützten seine Botschaft.
Als Wahlziel wurde vorgegeben, eine absolute Mehrheit der SPÖzu verhindern. Man wolle einen fairen Wahlkampf, betonte Peter L. Eppinger, Gemeinderatskandidat, der als Moderator durch den Abend führte. Deshalb hätte man auch einen Dreieckständer der Grünen mitten im abgegrenzten Wahlkampfgelände stehen lassen. „Den haben wir bewusst nicht weggeräumt“, sagte Eppinger: „Hauptsache der Gürtelpool ist weg.“
Veronika Dolna