Ob in TV-Diskussionen oder bei den eigenen Pressekonferenzen, in der FPÖ stehen aktuell ungewohnt viele Politikerinnen im Rampenlicht. Verfassungssprecherin Susanne Fürst übt Kritik an den türkis-grünen Corona-Gesetzen, Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch poltert gegen ein „Überdramatisieren“ des Virus durch die Regierung.
Zufall ist die neue Frauendichte nicht, bestätigt auch Andreas Rabl, Bürgermeister von Wels und Chef der FPÖ-Reformgruppe. „Wir haben in unserem Reformplan festgehalten, dass Frauen- und Familienpolitik künftig eine tragende Rolle bei uns spielen soll. Und das soll auch nach außen hin kommuniziert werden.“ In Zeiten von Corona profitiere die Partei davon, dass sich mit Fürst und Belakowitsch eine Verfassungsjuristin und eine Ärztin zu Wort melden. „Und da wir die Partei künftig nicht mehr auf lediglich eine Person fokussieren, sondern uns breiter aufstellen wollen, stellen wir jetzt auch unsere Frauen in den Mittelpunkt“, sagt Rabl.
Seit der Partei mit Heinz-Christian Strache jener Mann abhandengekommen war, auf dem man sich zuvor „fokussiert“ hatte, ging es abwärts, statt Inhalte standen Abnabelungsprozess und Spesenrechnungen im Fokus. Jetzt sucht die FPÖ intern nach neuen, unverbrauchten Gesichtern, die es aufzubauen gilt. Dass viele davon weiblich sind, soll auch ein Signal an weibliche Wähler sein, bei denen die Partei traditionell schlecht abschneidet.
Doch wer sind die Frauen, die der FPÖ aus der Krise helfen sollen? Ein Überblick:
Dagmar Belakowitsch: Die Einpeitscherin
Wer regelmäßig Nationalratsdebatten verfolg, dem ist Dagmar Belakowitsch ein Begriff. Die Wienerin sitzt seit 2006 im Hohen Haus und ist bekannt für lautstarke, angriffige Reden. Zuletzt hat auch sie sich mehrfach mit Kritik am Corona-Vorgehen der Regierung zu Wort gemeldet. „Wenn wir statt einer Gesundheits- eine Finanzkrise hätten, würde ich weniger oft vorkommen“, sagt die Medizinerin und lacht. Ihr Studium, aber auch der Umstand, dass ein Risikopatient im Familienhaushalt lebt, führte dazu, dass sie sich hier verstärkt einsetzt.
Bei der FPÖ engagiert sie sich bereits seit den 90er Jahren, beim Aufstieg von Haider habe „eine Aufbruchsstimmung“ geherrscht. Innerhalb der Partei gilt sie als furchtlose Aufzeigerin von Problemen, die bei Reden aber manchmal übers Ziel hinaus schießt. Höhere Weihen in der Partei strebt sie nicht an. „Ich wollte nie Ministerin werden, dafür sind mir mein Privatleben und die Zeit mit meinen Kindern zu wichtig.“
Susanne Fürst: Die Juristin
Die Linzer Rechtsanwältin Susanne Fürst sitzt seit 2017 für die FPÖ im Parlament, zuvor war sie kaum politisch aktiv. „Die Entwicklungen im Jahr 2015 mit der Flüchtlingskrise haben mich bewegt“, erzählt sie. „Inhaltlich habe ich mich hier in der Linie von Heinz-Christian Strache und Herbert Kickl wiedergefunden und wollte mich engagieren.“ In der Partei gilt die Juristin als kompetent, aber auch als eher zurückhaltend. Das für die FPÖ typische Poltern liegt ihr nicht, gibt sie im Gespräch zu. „Ich argumentiere lieber sachlich. Aber wenn mir ein Thema am Herzen liegt, vertrete ich das mit Nachdruck.“
Trotz ihrer kurzen Zeit in der Politik wurde sie im letzten Jahr erste weibliche FPÖ-Spitzenkandidatin in Oberösterreich, eine größere Rolle bei der Landtagswahl 2021 scheint ihr sicher. Auch im Ibiza-U-Ausschuss ist die Juristin vertreten. Neue Corona-Gesetze im Herbst werden dafür sorgen, dass Fürst weiterhin medial präsent sein wird.
Petra Steger: Die Sportlerin
Auch Petra Steger galt lange als Nachwuchshoffnung und weibliches Aushängeschild der Partei. Als Sprecherin für Sport (Steger war Profi-Basketballerin) und Europa sind ihre Agenden dank Corona derzeit jedoch in den Hintergrund geraten, medial kommt sie kaum vor. Seit Oktober 2013 sitzt die Wienerin im Nationalrat, auch ihr wird intern immer wieder Potenzial für mehr Verantwortung in der Partei attestiert. Ihr Vater, Ex-Vizekanzler Norbert Steger, hat ihr von einem Einstieg in die Politik abgeraten.
Marlene Svazek: Die Aufsteigerin
Mit 28 Jahren ist Marlene Svazek bereits Landesparteiobfrau der FPÖ Salzburg und gilt als große Nachwuchshoffnung der FPÖ. Kurzzeitig war sie neben Harald Vilimsky (den sie als ihren politischen Ziehvater bezeichnet) Generalsekretärin der FPÖ, doch sie kehrte schon bald nach Salzburg zurück. Svazek gilt als sehr heimatverbunden, konservativ bei Familienpolitik und deutlich rechts beim Thema Zuwanderung. Zuletzt wurde es bundespolitisch jedoch ruhig um sie.