Die Coronakrise brachte Einkommensverluste für viele Menschen. Besonders stark davon betroffen sind allerdings Eltern und - noch stärker - berufstätige Mütter. Das ergab vor dem Start ins neue Schuljahr eine Berechnung des "Momentum Instituts".
Die Schließung der Schulen und Kindergärten im Frühling brachte Eltern enorm unter Druck. „Zumeist sind es Frauen, die für die Kinderbetreuung zu Hause bleiben und ihre Arbeitszeit verringern“, sagt die Ökonomin und Studienautorun Anna Hehenberger. Das wirkt sich auch auf Einkommensverluste auf: Männer kostet die Arbeitszeitreduktion in diesem Jahr 2.160 Euro, Frauen verlieren hingegen 4.440 Euro, rechnet sie vor.
„Hierbei handelt es sich um einen geschätzten Verdienstentgang, der das unterschiedliche berufliche Ausmaß erwerbstätiger Mütter und Väter berücksichtigt“, so Hehenberger. Für alle 253.000 erwerbstätigen Mütter mit Kinder unter 14 Jahren, die ihre wöchentliche Arbeitszeit im Schnitt um 9,6 Stunden reduziert haben, ergibt das einen Einkommensverlust von bis zu 1,1 Milliarden Euro. Rechnet man die niedrigeren Pensionsansprüche mit, die sich daraus ergeben, kommt man auf einen Gesamtverlust von 1,3 Milliarden Euro oder 5.100 Euro pro Frau. Bei berufstätigen Vätern sind es 2.500 Euro pro Kopf.
Forderung nach Urlaubsanspruch
„Um die finanziellen Einbußen für berufstätige Mütter durch die Schulschließungen zu begrenzen, brauchen wir einen Rechtsanspruch auf bezahlte Sonderbetreuungszeit“, fordert Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts, die einst als ÖH-Vorsitzende aus Protest gegen die Studiengebühren die SPÖ verließ. 90 Prozent des Lohnes soll von der öffentlichen Hand ersetzt werden, schlägt Blaha vor: „Auch bei regionalen Schulschließungen im Herbst können wir die berufstätigen Eltern nicht noch einmal wie während des Lockdowns im Stich lassen.“
Der Sonderurlaub, den Eltern nehmen können, wenn coronabedingt die Kinderbetreuung ausfällt, wurde zwar bis 30. September verlängert. Allerdings braucht es derzeit ein Einvernehmen mit dem Arbeitgeber. Knapp 5.000 Menschen nahmen die Sonderbetreuungszeit bisher in Anspruch, 72 Prozent davon waren Mütter. Österreichweit gibt es 390.000 Paare und 41.000 Alleinerzieherinnen mit Kindern unter 14.
Veronika Dolna