„Es gibt keinen Weg zurück für Strache. Das ist denkunmöglich“, sagt Anton Mahdalik. Der Klubobmann der Wiener FPÖ steht auf dem prominenten dritten Platz der Kandidatenliste. Mit dem Ex-Parteichef hat er gebrochen, und er vertraut darauf, dass das auch die anderen getan haben, die am 11. Oktober für die FPÖ in Wien kandidieren. Nicht alle sind so sicher wie er.
Außerhalb Wiens geht in der FPÖ nämlich eine Sorge um: Was, wenn Strache tatsächlich ins Wiener Rathaus einzieht? Wenn er nach der Wahl freiheitliche Mandatare abwirbt, und die FPÖ sogar den Klubstatus verliert? „Dann könnte Strache sagen: 'Ich habe Wien, ihr habt die Länder' und eine Union wie CSU/CDU fordern“, sagt ein hochrangiger Funktionär, der nicht genannt werden möchte.
Zittern um Mandate
Offiziell will diese Befürchtung niemand bestätigen. „Das ist Schwachsinn. Strache wird nicht einmal in den Landtag einziehen“, meint der freiheitliche Generalsekretär Michael Schnedlitz. Dominik Nepp, der die FPÖ als Spitzenkandidat in die Wahl führt, sieht in Strache einen „Kandidaten des rot-schwarz-grünen Systems“, der „keine Chance auf Einzug hat.“ In Umfragen liegt Heinz-Christian Strache mit seinem „Team HC“ derzeit bei vier Prozent, und damit unter der erforderlichen fünf Prozent.
Die FPÖ kommt zur Zeit auf zehn Prozent. Von dreißig Mandataren würde sie damit auf sieben oder acht fallen. Drei Mandate braucht man laut Wiener Landesverfassung für einen Klub. Dass einer oder sogar mehrere der freiheitlichen Kandidaten nach der Wahl zu Heinz-Christian Straches neuer Partei wechselt, kann sich auch Veronika Matiasek nicht vorstellen. Sie ist seit mehr als drei Jahrzehnten bei der FPÖ und übernahm nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos die interimistische Leitung der Wiener Partei: „Ich bin in einer Partei engagiert, und nicht in einem Fanklub“, sagt sie. Das gelte auch für die restliche FPÖ-Mannschaft, sagt sie.
Bereits vier Überläufer
Aber sie wisse auch: „Es lässt sich nie verhindern, dass jemand seine Meinung ändert oder abspringt.“ Das geschah zuletzt im Juli, als der FPÖ-Abgeordnete Günter Kasal die FPÖ überraschend verließ. In der Parteispitze hatte niemand mit dem Schritt gerechnet, noch am Vortag war Kasal im Rathausklub. Er wechselte zu jenem Klub, den drei abtrünnige FPÖ-Mandatare vergangenen Dezember gegründet hatten, und damit Straches Weg zurück in die Politik ebneten.
Zu den Gründungsmitgliedern der neuen Partei zählt Dietrich Kops, der überzeugt ist, dass nach der Wahl in der FPÖ kein Stein auf dem anderen bleiben wird. Mit weiteren Überläufern rechnet er zwar nicht („Die wenigen, die reinkommen, sind der harte Kern“), dafür aber mit einer Rebellion von unten: „Dominik Nepp wurde nie als Parteiobmann gewählt. In der blauen Basis brodelt es gewaltig.“
Veronika Dolna