Anlässlich des bevorstehenden Starts des Drohnen-Testbetriebs an den Grenzen zu Ungarn und Slowenien hat Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) Mittwochmittag den Grenzübergang im burgenländischen Nickelsdorf besucht. Die Polizei führte ihm und den Medien dabei vier Drohneneinsätze vor. Das Pilotprojekt mit mehr als 40 Drohnen und 90 Operatoren beginnt Ende August und dauert bis Ende des Jahres.
"Die Drohnen werden in Zukunft eine wesentliche Verstärkung für die Polizei sein. Derzeit befinden sich rund 120.000 Migranten an der EU-Außengrenze und entlang der Westbalkanroute. Wir haben daher ein dreistufiges Sicherheitsnetz - die EU-Außengrenze, die Staaten des Westbalkans und die österreichische Grenze - initiiert, um bestmöglich auf eine erneute Flüchtlingswelle vorbereitet zu sein", sagte Nehammer in Nickelsdorf.
"Bekämpfung der Schlepperkriminalität"
"Drohnen sind Teil einer modernen Polizei im 21. Jahrhundert. Wir haben auch schon Erfahrungen mit Drohnen beim Griechenland-Einsatz des Cobra-Kontingents gemacht. Mit Drohnen kann der Personaleinsatz im unmittelbaren Grenzbereich effizienter gestaltet werden. Sie sind ein entscheidender Erfolgsfaktor zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität", so der Minister. Derzeit seien mehr als 40 Drohnen und 90 Operatoren im Einsatz und werden ausgebildet. Die Drohnen soll die 1.300 Polizisten und Soldaten, die zur Grenzsicherung und Grenzüberwachung eingesetzt werden, unterstützen.
Für die heutige Übung hat die Landespolizeidirektion Burgenland vier Szenarien ausgearbeitet, die in Zusammenarbeit mit dem Einsatzkommando Cobra geübt wurden. Beim ersten Szenario wurden mit einer Polizei-Drohne im Nahbereich der Grenzkontrollstelle Nickelsdorf die Staatsgrenze überwacht und dabei eine Gruppe von Migranten ausfindig gemacht und angehalten.
Wärmebildkamera
Beim zweiten Szenario passierte ein Lkw die Grenzübergangsstelle. Dabei kontrollierte eine Drohne die Oberseite des Lkw. Mit einer Wärmebildkamera konnten Konturen von Menschen ausgemacht werden, die sich unter einer Plane versteckten. Der Drohnen-Operator verständigte die Landesverkehrsabteilung, die den Lkw von der Autobahn ableitete. Am Anhalteort wurde der Lkw von Puma-Kräften durchsucht. Die auf der Ladefläche befindlichen Migranten wurden festgenommen.
Beim dritten Szenario kam die Drohne bei einem Zug der "rollenden Landstraße" zum Einsatz. Dabei wurden ebenfalls Menschen auf Waggons mit aufgeschlitzten Planen und auf offenen Waggons entdeckt und festgenommen.
Erfahrungen für Einsatz
Beim vierten Szenario kam es zur Action direkt vor dem Minister. Dabei wurden mit zwei Drohnen ein Schlepperfahrzeug sowie ein Vorausfahrzeug, die nach Österreich einreisten, lokalisiert und verfolgt. Alarmierte Puma-Einsatzkräfte hielten die beiden Fahrzeuge an und nahmen die Schlepper und die Migranten fest.
Die Drohnen lieferten trotz starken Windes auf einer Entfernung von über 1.000 Metern relativ stabile Bilder. Bei der Übung kamen verschiedene Drohnenmodelle zum Einsatz. Im Schnitt kann nach Angaben der Einsatzkräfte eine Drohen 45 bis 50 Minuten in der Luft bleiben. Der Akku-Wechsel dauert weniger als eine Minute.
"Die aus dem Testbetrieb gewonnenen Erfahrungen sollen die Grundlagen für weitere organisatorische, personelle sowie technische Vorkehrungen für den Einsatz von Drohnen im Grenzraum zur Bekämpfung von Schlepperei und illegaler Migration schaffen", resümierte Nehammer.