Kann eine liberale Partei staatlichen Zwangsmaßnahmen während einer weltweiten Pandemie zustimmen? Und danach Konjunkturpakete auf Steuerzahlerkosten fordern? Ja, sagt Beate Meinl-Reisinger: „In Krisenzeiten braucht es einen Staat, auf den man sich verlassen kann“. Dazu hätten die Neos zu Anfang der Krise die Regierung unterstützt – im Nachhinein zeigt sie sich aber enttäuscht von der Koalition.
Die Frage „wie passt das mit dem liberalen Charakter der Neos zusammen“ war das wiederkehrende Thema des ersten ORF-Sommergesprächs am Montagabend. Eine knappe Stunde, angereichert mit zahlreichen Kameraschwenks über Feuerschalen und das abendliche Wien, wie sie sonst eher in der „Universum“-Reihe als in einem Polit-Talk Platz haben, plauderten die Neos-Chefin und Moderatorin Simone Stribl miteinander – sachlich, diszipliniert und höflich, man ließ einander weitgehend ausreden, könnte man positiv verbuchen.
Umgekehrt: Wirklich spannend wurde es selten. Wenn das Gespräch einmal ein wenig in Gang gekommen wäre, konfrontierte die ORF-Regie Meinl-Reisinger mit Entscheidungsfragen vom Typus „Jeans oder Dirndl?“ oder „Otto, der Hamster ihrer Kinder, oder der Babyelefant?“. Auf der anderen Seite schaffte es Meinl-Reisinger nicht, an ihre flammenden Appelle in Reden der vergangenen Wochen anzuknüpfen, was die Mehrbelastung von Eltern und Schülern angeht.
Während sich Meinl-Reisinger hinter die Absage einer Koalition mit der ÖVP in Wien stellte, kamen in Sachen Kontrolle keine Ansagen: Das Thema, in dem sich die Neos (im Ibiza-U-Ausschuss) zuletzt besonders stark positionierten, kam ebensowenig zur Sprache wie das große Zukunftsthema Klimawandel.
Das Sommergespräch zum Nachschauen
Georg Renner