Schon seit zwei Jahren beschäftigt die posthume Aberkennung des an den damaligen deutschen Kanzleramtschef Hans Globke verliehene Große Goldene Ehrenzeichens am Band für Verdienste um die Republik Österreich das Parlament. Im Gedenkjahr 2018, wandten sich die führenden Zeithistoriker mit Universitätsprofessor Helmut Konrad, dem ehemaligen Rektor der Grazer Karl-Franzens-Universität, an der Spitze, an Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz und ersuchten, Globke diesen zweithöchsten Orden der Republik abzuerkennen.
Globke weist eine düstere Vergangenheit auf. In der Zeit des Nazi-Staates entwarf er als Spitzenjurist im Berliner Innenministerium jene bösartigen Gesetze, die jüdischen Bürger sämtliche Rechte nahmen und den rechtlichen Weg zum Holocaust ebneten. Im Nachkriegsdeutschland fand der einstige Nazi-Kronjurist im Kanzleramt Konrad Adenauers Unterschlupf und wurde 1956 bei einem Besuch von Österreichs Bundeskanzler Julius Raab ausgezeichnet.
Bundespräsident Van der Bellen forderte den Nationalrat auf, die gesetzliche Möglichkeit für die posthume Aberkennung dieses Ordens zu schaffen. Bislang ohne Ergebnis. Nach einem neuerlichen Appell nimmt sich nun Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka der Angelegenheit an. "Ich bin dankbar über die Initiative der Historiker, weil es ein wichtiges, zugleich aber auch ein sehr sensibles Thema ist, dem ich mich sehr gerne annehme", sagt der Nationalratspräsident, der nun die Historiker zu einem persönlichen Gespräch einladen wird.
Sobotka verspricht jetzt schon: "Natürlich werde ich diesbezüglich mit dem Herrn Bundespräsidenten und dem Herrn Bundeskanzler Kontakt aufnehmen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass es zu einer gesetzlichen Änderung kommt, weil mir dieses Thema persönlich ein großes Anliegen ist und freue mich auf die Diskussion im Parlament dazu und bin überzeugt, dass wir zu einer guten Lösung kommen werden.“