Der untergetauchte Wirecard-Vorstand Jan Marsalek soll Kontakte zum russischen Militär und Geheimdienst unterhalten und darüber gesprochen haben, eine Miliz in Libyen aufzubauen. Das berichtet die britische "Financial Times" unter Berufung auf Aussagen von Gesprächspartnern Marsaleks. Demnach hat der Österreicher 2017 damit geprahlt, auf Einladung russischer Militärs in Syrien gewesen zu sein.
In Österreich soll Marsalek die FPÖ mit Informationen aus dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) versorgt haben - und zwar über einen Mittelsmann, der auch bei der "Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft" aktiv ist. Laut "Financial Times" untersuchen westliche Geheimdienste nun auch mögliche Verbindungen des Österreichers zum russischen Geheimdienst GRU.
Angebliches Wiederaufbauprojekt
Dem Bericht zufolge hat Marsalek im Juni 2017 erzählt, Gast russischer Militärs in der damals vom "Islamischen Staat" zurückeroberten Wüstenstadt Palmyra gewesen zu sein. Außerdem soll Marsalek 2018 versucht haben, über Kontakte in der "Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft" ein angebliches Wiederaufbauprojekt für das Bürgerkriegsland Libyen zu starten. Und zwar auch mit finanzieller Unterstützung des österreichischen Verteidigungsministeriums. Ein Sprecher Ministeriums konnte auf APA-Anfrage am Wochenende dazu vorerst keine Angaben machen.
Eigentlicher Zweck des Projekts war laut einer von der "Financial Times" zitierten involvierten Person der Aufbau einer Grenzschutz-Miliz, um die libysche Südgrenze für Migranten zu schließen. Zudem gibt es dem Bericht zufolge Hinweise darauf, dass der frühere Wirecard-Manager an einer Zementfabrik in Libyen beteiligt war, auf der 2017 russische Söldner stationiert waren.
Marsalek wird im Zusammenhang mit der Wirecard-Pleite mit internationalem Haftbefehl gesucht.