Kaum eine Regierung hat in den letzten Jahrzehnten nicht in die Struktur des Bundesheeres eingegriffen. Dabei spielte politische Strategie oft eine wichtigere Rolle als militärische. Unter Kanzler Bruno Kreisky wurde der Wehrdienst auf acht Monate, davon zwei als Waffenübungen, verkürzt. SPÖ-Verteidigungsminister Karl Lütgendorf baute die Organisation um, richtete Korpskommanden in Graz und Salzburg ein.
Unter Werner Fasslabend (ÖVP) verabschiedete sich das Bundesheer vom Konzept der Raumverteidigung, das die Phase des Kalten Kriegs prägte. Schwarz-Blau/Orange mit Minister Herbert Scheibner baute die höheren Kommanden um, unter Günther Platter (ÖVP) wurden die Miliz-Truppenübungen ausgesetzt, die Mobilmachungsstärke auf 55.000 Soldaten halbiert und eine Reihe von Kasernen zum Verkauf freigegeben. Er setzte auch die „Zilk-Reformkommission“ ein, das daraus folgende Konzept „ÖBH 2010“ wurde aber nur zum Teil umgesetzt.
Mit dem Regierungswechsel 2007 kam Norbert Darabos (SPÖ) ins Amtsgebäude Rossauer Kaserne. Sein von der Partei angeordneter Schwenk in Sachen Wehrpflicht mündete in eine Volksbefragung mit deutlicher Absage an ein Berufsheer. Darabos musste Gerald Klug weichen, der einerseits drastische Sparpakete umsetzen und andererseits den Wehrdienst attraktiver gestalten sollte. Ein Spagat, der nicht gelang.
Erst unter Hans-Peter Doskozil und im Sog der Migrationskrise 2015/16 gab es wieder höhere Budgets für das Bundesheer, dazu eine teure Personaloffensive. Doskozils große Strukturreform quer über alle Dienststellen blieb auf halbem Weg stecken, Nachfolger Mario Kunasek (FPÖ) nahm sie 2018 dann komplett zurück. Seinen eigenen Stempel konnte der Steirer dem Heer bis zum plötzlichen Bruch der Koalition nicht mehr aufdrücken.