Die vorübergehende Verhaftung des in der Zwischenzeit demontierten Wirecard-Chefs Markus Braun bringt Bundeskanzler Sebastian Kurz in die Bredouille. Der Vorstand des skandalumwitterten deutschen Finanzdienstleister gehörte nämlich dem wirtschaftspolitischen Think-Tank des Bundeskanzlers an. Leiterin des unter Türkis-Blau aus der Taufe gehobenen Beratergremiums ist die Unternehmensberaterin Antonella Mei-Pochtler, im Jänner noch hatte sie Braun als Mitglied des informellen Gremiums benannt.
In der Umgebung des Kanzlers spielt man die Sache herunter. „Unter Türkis-Grün hat das Sounding-Board noch gar nicht seine Arbeit aufgenommen und somit nicht getagt“, erklärt ein Sprecher zur Kleinen Zeitung. Auch frühere Bundeskanzler standen, heißt es, im durchaus engen Kontakt mit dem einst schillernden Unternehmer, den 2018 das deutsche „Handelsblatt“ wie auch der österreichische „Trend“ zum Aufsteiger des Jahres gekürt hatten. Dass der in Ungnade gefallene Braun nicht mehr zu einer Sitzung des Think-Tanks eingeladen wird, liege auf der Hand. Bekanntlich war der Think-Thank von Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein aufgelöst und von Kurz wieder eingesetzt worden.
Der im Milliardenskandal um den DAX-Konzern Wirecard unter Verdacht
geratene Ex-Vorstandschef war am Montag in München festgenommen worden. Die Ermittler werfen Braun vor, die Bilanzsumme und die Umsätze seines Unternehmens durch vorgetäuschte Einnahmen aufgebläht zu haben. Die Wirecard-Aktien, die seit vergangenem Mittwoch an der Frankfurter Börse über 10 Milliarden Euro Wert verloren haben, legten am Dienstag wieder etwas zu.