Vor sieben Monaten haben Sie Ihren „völligen Rückzug“ aus der Politik verkündet, nun wollen Sie bei der Wien-Wahl antreten. Warum können Sie nicht von der Politik lassen?
Heinz-Christian Strache: Mit meinem Rückzug wollte ich damals meine eigene und meine freiheitliche Familie schützen. Als Letztere sich dann aber so schäbig verhalten hat und eine Verleumdungsmaschinerie losgebrochen ist, sind viele Bürger auf mich zugekommen. Sie haben mir gesagt, dass es meinen Nachfolgern an Herz und Seele fehlt und dass ich zurückkehren soll. Weil es in diesem Land eine starke Opposition braucht. Und die gibt es aktuell nicht.
Viele dieser „Bürger“ werden Ihnen wohl ganz andere Dinge gesagt haben. Wurden Sie kritisiert?
Heinz-Christian Strache: Natürlich gab es jene, die „Heast, das war ned schön“ gesagt haben. Und das stimmt ja auch. Ich habe dafür die Verantwortung übernommen und bin zurückgetreten. Und natürlich geniere ich mich – dass ich in einer privaten Situation gefilmt werde und das dann manipulativ zusammengeschnitten wird.
Sie bleiben dabei, nichts falsch gemacht zu haben? Wird Ihre Opfer-Erzählung nicht langsam alt?
Heinz-Christian Strache: Ich habe kein schlechtes Gewissen, weil ich nichts angestellt habe. Punkt. Das haben die deutschen Journalisten ja auch in ihrem Buch zugegeben. Dort erwähnen sie ja mehrfach, dass ich betont habe, dass alles rechtskonform sein muss. Dass sie sich bis heute weigern, das ganze Video herauszugeben, zeigt ja nur, dass sie offenbar nicht objektiv gearbeitet haben.
Warum sind Sie nicht einfach aufgestanden und gegangen? Warum haben Sie von sich aus von Strabag-Vergaben und vom Verkauf der Kronen Zeitung begonnen?
Heinz-Christian Strache: Das ist nicht richtig, die vermeintliche Oligarchin hat ja gesagt, dass sie Anteile bekommt. Weder konnte ich die Krone verkaufen, noch wollte ich das. Zudem spreche ich im Video nicht über mich, sondern andere Parteien. Ich habe dem System den Spiegel vorgehalten. Ich selbst habe nichts gemacht.
Eine Einschätzung, die wohl nur die wenigsten mit Ihnen teilen.
Heinz-Christian Strache: Das zeigt ja nur die absurde Regie dieser Fallensteller, die das Video mit Stasi-Methoden erstellt haben. Allein aus demokratiepolitischer Sicht kann man das nicht so stehen lassen.
Wie wollen Sie sich von diesem „PR-Super-GAU“, wie Sie es genannt haben, erholen?
Heinz-Christian Strache: Ich bin der transparenteste Politiker, den es gibt. Und das sehen die Menschen.
Gesehen haben sie aber auch Ihre saftigen Spesenrechnungen.
Heinz-Christian Strache: Wieder ist es die Verleumdung, die wehtut. An Spesen an sich ist ja nichts Verwerfliches. Dass man diese ersetzt bekommt, ist ja selbstverständlich. Aber bei mir werden Umbauarbeiten im Ministerium für die Mitarbeiter als Spesen ausgelegt oder es ist von Gucci-Handtaschen die Rede. Zudem muss man kein Armutsgelübde ablegen, um trotzdem zu wissen, wie es Menschen geht, die wenig haben, und für diese da zu sein.
Wie wollen Sie künftig mit dem Thema Spesen umgehen?
Heinz-Christian Strache: Derzeit lebe ich von meinem im Oktober gegründeten Consulting-Unternehmen, das sich gut entwickelt. Und diese Selbstständigkeit will ich auch fortsetzen. Und nebenbei engagiere ich mich jetzt ehrenamtlich für diese Bürgerbewegung – als Idealist.
Idealistisch gehen Sie auch in die bevorstehende Wien-Wahl. Wie werden Sie sich von der FPÖ abgrenzen, die die gleichen Inhalte hat? „Ich bin das Original“ wird wohl zu wenig sein.
Heinz-Christian Strache: Die Strache-FPÖ war ich, die gibt es nicht mehr. Ich hör sie nicht, ich seh sie nicht, ich erlebe keine Oppositionspolitik. Und weil da jetzt ein Vakuum da ist, braucht es jemanden, der es füllt. Und jemanden, der endlich wieder einmal auf den Tisch haut und die Regierung vor sich her treibt.
Ist die FPÖ zahm ohne Sie?
Heinz-Christian Strache: Zahnlos.
Bei Ihrem neuen Programmpapier haben bekannte Intellektuelle mitgearbeitet, sagen Sie. Diese wollen aber nicht genannt werden. Frustriert es Sie, dass man nicht mit Ihnen in Verbindung gebracht werden will?
Heinz-Christian Strache: Frustrierend ist, dass wir in einer Gesellschaft leben, wo Menschen, die sich zu uns bekennen, angefeindet werden. Das ist das Problem. Der ein oder andere wird sich durchaus noch deklarieren.
Was haben Sie aus dem vergangenen Jahr gelernt?
Heinz-Christian Strache: Man hat vieles an Traumatisierung erlebt. Der Einzige, der bei dieser ganzen Sache zu Schaden gekommen ist, bin ich. Aber ich sage: Schau nicht zurück, schau nach vorne.
Dort erwarten Sie neben der Wien-Wahl auch laufende Ermittlungen und ein U-Ausschuss. Werden Sie dort aussagen?
Heinz-Christian Strache: Jeder muss zu einem Ausschuss gehen. Aber ich finde es nicht richtig, dass dieser während laufender Verfahren abgehalten wird. Das macht wenig Sinn. Den Ermittlungen sehe ich gelassen entgegen, hier kann es nur Einstellungen geben.