Was bedeutet Ihnen der Muttertag?
CHRISTINE ASCHBACHER: Für mich ist er ein Feiertag auf zwei Ebenen. Ich freue mich auf die Zeit mit meinen Kindern. Zu meiner Mutter habe ich eine enge Beziehung und der Muttertag ist für mich ein Anlass, ein großes „Danke“ zu sagen. Als Großmutter ist sie auch eine enge Bezugsperson meiner Kinder. Es war schwer für uns alle, dass wir uns jetzt so lange nicht gesehen haben.
Die Coronakrise ist für Eltern besonders fordernd. Jede zweite Mutter sagt, die Situation belaste sie sehr. Wie ist es Ihnen in den letzten Wochen damit ergangen?
Auch wir hatten und haben Herausforderungen bei der Kinderbetreuung. Ich habe so gut wie nie von zu Hause gearbeitet. Bei uns hat mein Mann die Betreuung übernommen, damit ich in Wien arbeiten konnte. Die Doppelbelastung vieler Mütter, die Zerrissenheit zwischen Arbeit, Sorge für die Kinder, Hilfe bei Hausübungen und Haushalt kenne ich sehr gut.
Unter dem Stichwort #coronaeltern tauschen sich Eltern im Internet über die aktuelle Belastung aus. Als Reaktion kam auch, dass es traurig sei, wie viele Mütter ihrer Rolle offensichtlich überdrüssig seien.
Ich glaube alle Mütter teilen die Erfahrung, dass die Elternrolle eine unbeschreiblich schöne Bereicherung ist, aber auch sehr anstrengend sein kann. Das darf man ruhig auch laut aussprechen.
Reicht die Unterstützung der Regierung für Eltern aus?
Die Einschränkungen haben den Familien sehr viel abverlangt. Um zu verhindern, dass es neben der Doppelbelastung auch noch zu erheblichen Einkommensverlusten kommt, haben wir sehr schnell den Familienhärtefonds mit 30 Millionen Euro eingerichtet.
In Deutschland gibt es bis zu sechs Wochen Corona-Elterngeld, wenn die Schulen geschlossen sind. Norwegen verdoppelt die Pflegetage auf 20, den Großteil davon zahlt der Staat. Was halten Sie von einer Corona-Elternteilzeit?
Jedes Land wählt seine eigenen Instrumente. Wir haben uns für die Sonderbetreuungszeit von bis zu drei Wochen entschieden, die Eltern bis Ende Mai flexibel nutzen können.
Gibt es für Sie familienpolitische Schlussfolgerungen aus den letzten Wochen?
Wie evaluieren genau, welche Erfahrungen wir beim Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie aus der Krise mitnehmen können. Eines der Themenfelder ist hier das flexiblere Arbeiten im Homeoffice. Hier öffnen sich in der Arbeitswelt neue Möglichkeiten.
Wird es einen Rechtsanspruch auf Homeoffice geben?
Hier braucht es viel Sensitivität, in welchen Branchen und unter welcher Voraussetzung Homeoffice möglich ist. Grundsätzlich war es auch vor der Krise möglich, Teleworking auf Betriebsebene oder in Einzelvereinbarungen zu regeln. Wir setzten hier stark auf die Eigenverantwortung der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter. Es gibt ja auch genug Eltern, die sagen, sie wollen Arbeit und Kinderbetreuung nicht vermischen.
Teile der SPÖ fordern eine 30 Stunden-Woche. Mütter und Väter hätten dann mehr Zeit für die Familie.
Es liegen viele Ideen am Tisch. Als Bundesregierung unternehmen wir alles, um möglichst viele Menschen schnell wieder in Beschäftigung zu bringen können.
Ist die Arbeitszeitverkürzung also eine gute Idee?
Wir loten das gerade aus. Ich möchte nicht vorgreifen, welche Ideen wir eher realisieren können und welche nicht.
Im Zuge der Schulschließungen wurde immer wieder die Forderung laut, auch Kindergärten zur Bundesangelegenheit zu machen. Wie stehen Sie dazu?
Kindergärten sind Länderkompetenz. Es gibt die 15a-Vereinbarung mit dem Bund und in den letzten Wochen hat die Regierung immer wieder Handlungsempfehlungen an die Länder ausgesprochen.
Dass es bei Empfehlungen bleibt, bedauern ja manche.
Das ist die aktuelle Kompetenzverteilung und es gibt keinen Anlass, diese jetzt zu diskutieren.
Veronika Dolna