Die Geschäfte dürfen trotz Corona-Krise nach Ostern wieder öffnen, vorerst allerdings nur jene mit bis zu 400 Quadratmetern sowie Bau- und Gartenmärkte. Ab Anfang Mai soll dann der ganze Handel wieder anlaufen. Auch Friseure können dann wieder aufmachen. Das gab Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag bei einer Pressekonferenz der Regierung bekannt. Er sprach von einer "Auferstehung nach Ostern", warnte aber zugleich vor voreiligen Schlüssen: "Wir sind überhaupt nicht über den Berg!", man müsse die weitere Entwicklung laufend evaluieren.
Bei der Beurteilung der Situation nach der Lockerung der Maßnahmen würden mehrere Parameter herangezogen, erklärte Kurz am Abend in der ZiB2. Darunter sei die Zahl der Verstorbenen und der Hospitalisierten und jene der Testungen. Zu Themen wie Bildung oder Sport werde es noch eigene Pressekonferenzen geben. Bei Sportarten wie Tennis, wo es einen großen Abstand gebe, werde es früher wieder Möglichkeiten der Ausübung geben als bei anderen.
Großer Unterschied
Die Sterblichkeit beim Corona-Virus sei wesentlich höher als bei der Grippe. „Ich kann mich nicht erinnern, dass bei der Grippe jemals so viele Menschen auf der Intensivstation gelandet wären, dass wir nicht mehr sicher sein konnten, ob die Kapazitäten reichen werden.“ Zudem gäbe es bei der Grippe eine Impfung, beim Coronavirus nicht. Dieses sei hochansteckend.
Die Ausgangsbeschränkungen wegen der Corona-Krise werden bis Ende April aufrecht erhalten. Dazu kommt ab kommender Woche die Verpflichtung zum Tragen von Mund/Nasen-Schutz auch in öffentlichen Verkehrsmitteln. Veranstaltungen sind bis Ende Juni verboten.
Schulen bleiben bis Mitte Mai geschlossen
Restaurants, Hotels und Schulen werden - Stand jetzt - bis Mitte Mai im wesentlichen geschlossen bleiben, mit den gegenwärtigen Ausnahmen wie Schüler-Betreuung bzw. Take-Away-Angebote. Die Matura und Lehrabschluss-Prüfungen sollen dagegen unter entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen stattfinden.
Die Schülervertreter fordern Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) auf, Abstriche bei der heurigen Matura zu machen. "Die Matura kann unter diesen schwierigen Umständen nicht in vollem Umfang verpflichtend sein", so Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike von der VP-nahen Schülerunion in einer Aussendung. Ein Teil davon soll auch nur freiwillig absolviert werden können.
Die grundsätzliche Abhaltung der Reifeprüfung stellt Uzodike nicht in Frage. Allerdings fordert die Schülervertretung drei Wochen Vorbereitungszeit, die Abhaltung von Schularbeiten in dieser Zeit nur in Maturafächern sowie die bereits vorherige Durchführung von Feststellungs- sowie Entscheidungsprüfungen online. Die Matura selbst müsse auf "einen zumutbaren Umfang reduziert" werden.
Die Regierung sieht sich mit ihrem Fahrplan in der Corona-Krise auf Erfolgskurs. Kurz und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) ersuchen die Bevölkerung weiter durchzuhalten, damit die nach Ostern geplanten Lockerungen stattfinden können. "Bitte halten Sie durch, auch wenn es schwerfällt", sagte Kurz.
Alles andere würde bedeutet, dass sich die Krankheit wieder verbreitet. "Ich hoffe, dass wir weiter so erfolgreich sein können und bald sagen können: Wir haben die Krankheit besiegt, Tote verhindert und das wirtschaftliche Comeback besser geschafft als die meisten anderen Länder. Es gibt die Chance, dass sich das fortsetzt, aber nur wenn wir weiter zusammenhalten und zusammenstehen, darum bitte ich Sie", so Kurz.
Disziplin in Karwoche entscheidend
Die Karwoche werde die entscheidende Woche sein für uns. Kurz ersuchte die Bevölkerung, Osterfeierlichkeiten nur mit jenen Menschen abzuhalten, mit denen man im gleichen Haushalt lebt. "Das ist ganz zentral, nur dann wird der Plan möglich sein", so Kurz.
"Wir haben Großartiges geleistet. Ich bin überzeugt, dass wir stärker und besser aus dieser Krise herauskommen werden als andere", ergänzte Kogler. "Es wird eine große Kunst sein, diesen Weg fortzusetzen und ständig abzuwägen, was die nächsten günstigen Schritte sind", sagte Kogler und bedankte sich bei der Bevölkerung, die mitmacht. "Hätten wir zu langsam und unkonkret gehandelt, wären die Zahlen völlig anders", verwies Kogler auf Modellrechnungen mit bis zu 100.000 Toten.
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hat bei der Pressekonferenz der Regierung klar gestellt, dass die Lockerungsmaßnahmen sofort zurückgenommen werden, wenn die Fallzahlen wieder entsprechend steigen sollten. Dann werde die "Stopptaste" gedrückt, ergänzte Kurz. Wenn notwendig würde nachgeschärft.
Was die App des Roten Kreuz angeht, mit der Menschen über Kontakt mit Corona-Infizierten informiert werden sollen, betonte Kurz, dass diese nur freiwillig angewendet werden soll. Nehammer kündigte ferner an, dass die Bundesgärten wie beispielsweise jener in Schönbrunn nach Ostern unter Sicherheitsvorkehrungen wieder öffnen.
Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) stellte klar, dass der sogenannte Oster-Erlass, wonach man in der Wohnung nur fünf Menschen zusätzlich empfangen darf, zurückgenommen wird. Dieser sei nicht notwendig, die Verkehrsbeschränkungen alleine reichten, um Corona-Partys aufzulösen.