Mit Jaron Engelmayer (34) hat die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) einen Oberrabbiner, der jung, charismatisch und orthodox ist. Seine Loyalität gilt auch dem Staat Israel. Der in der Schweiz geborene Geistliche fragt sich etwa offen, warum Juden keinen Zugang zum Tempelberg haben sollen. Engelmayer folgt Arie Folger, der im Sommer des vergangenen Jahres überraschend gekündigt hatte.
Engelmayer war bereits Rabbiner der Synagogen-Gemeinde Köln, davor war er Gemeinderabbiner in Aachen. Geboren ist er aber in Zürich, wo er in der dortigen Israelitischen Religionsgesellschaft auch aufwuchs. Nach dem Schulabschluss begann er ein Studium in New York - IT, Computerwissenschaften, Mathematik, Wirtschaft - und wechselte dann für neun Jahre an die Jeschiwa Birkat Mosche in Ma'ale Adumim in Israel.
Orthodox und weltgewandt
Schon Engelmayers Großvater war Rabbiner. Er selbst sei in der Schweiz zionistisch, aber gleichzeitig sehr weltoffen erzogen worden, sagt er. Bevor er im Herbst 2005 seine Tätigkeit in Aachen antrat, arbeitete er bei der Ronald S. Lauder Foundation in Frankfurt am Main, wo er auch seine Frau Chana kennenlernte, die als Kind als Kontingentflüchtling aus Tadschikistan nach Deutschland kam.
2015 beendete er nach sechs Jahren seine Tätigkeit in Köln und zog mit seiner Familie nach Israel. Zuvor hatte er dort bereits in der Armee gedient. Für die Anliegen der Israelis setzt er sich dementsprechend ein. So sagte er im September vergangenen Jahres bei einem Vortrag bei der Gemeinschaft Sant'Egidio: "Für mich ist es nicht erklärbar, warum Juden nicht auf dem Tempelberg beten dürfen, obwohl es für uns der heiligste Ort der Welt war und ist."
Engelmayer war Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands und gilt als charismatisch und weltgewandt. In seiner Zeit in Aachen war im vor allem die Jugendarbeit ein Anliegen. Er spricht Hebräisch, Englisch, Deutsch, Jiddisch, Italienisch, Russisch und Französisch. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.