Nach der Großrazzia im Amazon-Verteilzentrum in Großebersdorf bei Wien forderten Regierung und Gewerkschaft den Online-Riesen am Mittwoch auf, der Verantwortung nachzukommen. Die Finanzpolizei hatte am Dienstag mit 63 Beamten das Amazon-Lager gefilzt. Im Visier stand nicht der Onlineriese selbst, sondern die Subfirmen, die für Amazon im Großraum Wien die Pakete zustellen.
Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) sagte am Mittwoch, er erwarte sich von Amazon mehr Sorgfalt. "Auch wenn es sich dabei um Subfirmen von Amazon handelt: Die unternehmerische Verantwortung kann nicht bei der Warenausgabe abgegeben werden. Ich erwarte mir eine besondere Sorgfalt gerade von großen Internetkonzernen", so der Ressortchef nach der Ministerratssitzung in Wien. Es bestehe der Verdacht auf gewerbliche Schwarzarbeit, "das ist kein Kavaliersdelikt", betonte er.
Der Präsident des Gewerkschaftsbundes (ÖGB), Wolfgang Katzian, sagte in einer Presserkonferenz, es sei durch die Razzia "sehr, sehr deutlich geworden ist, wie das System Amazon funktioniert". Katzian forderte eine "Auftraggeberhaftung" Amazons, wie es sie in der Baubranche gibt. "Weil sich dann hinzustellen und zu sagen 'Das ist alles super, wir kooperieren mit den Behörden und was ist das für ein Skandal, dass diese Subfirmen da sich nicht daran gehalten haben', gleichzeitig aber diesen Firmen Vorgaben zu machen, die die gar nicht erfüllen können, wenn sie nicht genauso vorgehen, wie sie vorgehen, das ist eine maximale Sauerei", kritisierte Katzian.